Der Dreißigjährige Krieg hat das ganze Europa verändert

Der Dreißigjährige Krieg hat das ganze Europa verändert
Einer der größten bewaffneten Konflikte, der einen großen Teil Europas ruiniert hat – so kann man den Dreißigjährigen Krieg beschreiben. 1618 begann der Streit zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Anhängern protestantischer Konfessionen. Zu all dem führte eine Reformation im 16. Jahrhundert. Ein weiterer wichtiger Grund für den Krieg war der Kampf der europäischen Länder um die politische Vorherrschaft.

Die Ursachen des Dreißigjährigen Krieges

Der Krieg begann als Reaktion auf den Aufstand von Ständen in den tschechischen Ländern gegen den örtlichen Monarchen. Hinzu kam ein Machtkampf zwischen den Provinzen der Niederlande und Spanien. Überhin trug zu dem ganzen Konflikt auch das katholische Frankreich bei, das sich der antihabsburgischen Koalition anschloss. Diese Entscheidung hatte keinen religiösen Hintergrund und diente nur als Mittel zur Beseitigung der Großmacht der Habsburger. All dies war der Beginn eines blutigen Konflikts, der drei Jahrzehnte dauerte.

Die ersten Kriegsjahre fanden hauptsächlich im Tschechischen Königreich und im Erzherzogtum Österreich statt, wo die Revolution gegen die Habsburger ausbrach. In den folgenden Jahren breitete sich der Krieg jedoch außerhalb dieses Gebiets aus. Den Katholiken gelang es, den großen Teil der Schlachten zu gewinnen und so die Kämpfe auf das Gebiet des Heiligen Reiches zu verlagern, das von den Protestanten kontrolliert wurde.

Der Krieg hat ein Drittel der böhmischen Bevölkerung ausgelöscht

Dieser dreißigjährige Konflikt hat die Bevölkerung logischerweise betroffen. Nach historischen Berechnungen hat der Konflikt mehr als dreißig Prozent der Frauen und fünfzig Prozent der Männer beseitigt. Obwohl die tschechischen Länder vor den größten Kämpfen geschützt waren, sank die Durchschnittsbevölkerung um ein Drittel. Der Krieg endete mit dem Abschluss des Westfälischen Friedens im Jahre 1648. Die protestantischen Staaten und Frankreich profitierten am meisten von seinem Ende.

Es waren nicht nur die Einwohner – die Soldaten zerstörten im Großen und Ganzen alles, was ihnen in den Weg kam. Über 250 Burgen, 100 Städte und mehr als tausend Dörfer wurden in den tschechischen Ländern niedergebrannt und zerstört. Böhmen hatte vor dem Krieg eine Bevölkerung von etwa 1,7 Millionen, danach nur noch 934 000. Das heißt, dass Königreich Böhmen 40 % seiner Bevölkerung verlor.

Der Dauerkonflikt hatte einen weiteren großen Nachteil. Aufgrund der ständigen Kämpfe gab es keine Zeit, sich mit gewöhnlichen Dingen zu befassen, sodass ein großer Teil der Bevölkerung völlig ohne Bildung, Religion oder geordnete Staatsmacht aufwuchs. Kinder und später auch Erwachsene kannten nur Krieg, Blut, Plünderungen und grobe Behandlung. In den Quellen finden wir Fälle von Menschen, die durch öde Wälder wanderten, sich von Wurzeln ernährten und keine Ahnung von Sprache, Religion oder der menschlichen Lebensweise hatten.

Auf dem tschechischen Territorium befanden sich hauptsächlich schwedische Soldaten. Trotzdem gibt es heutzutage keine Ressentiments gegen die Schweden mehr. Dies kann nicht über Deutsche oder Russen gesagt werden, denn sie haben den Einheimischen in beiden zeitnäheren Weltkriegen große Schaden zugefügt. Interessanterweise scheinen die Menschen nach langer Zeit die Geschichte zu vergessen.

Der europaweite Konflikt führte neue Kampftechniken ein

Die markantesten Kampftaktiken wurden zu Beginn von Spanien vorgestellt. Dortige Kriegsherren erfanden eine Kampfformation – das sogenannte spanische Tercio. Im Kern der Formation standen Pikeniere mit langen Spießen, bis zu etwa 3.000 Menschen, und um sie herum wurden Musketiere aufgestellt.

Dank der Länge der Spießen konnten Pikeniere die benachbarten Musketiere beim Laden ihrer Waffen schützen. Die gleiche Taktik wurde auch von den Reitern angewendet. Die Vorderreihe ging auf den Feind zu, zielte und feuerte eine Salve ab. Dann entfernten sie sich, um zu laden. In der Zwischenzeit konnte die zweite Reihe schießen. Dies wurde wiederholt, bis die feindliche Armee ihre Taktik änderte, Munition ausgegangen ist oder die Soldaten besiegt wurden. Bereits zu diesem Zeitpunkt fanden Diskussionen statt, ob die Verwendung von Schusswaffen beim Reiten unwirksam war. Oftmals haben die Schüsse Pferde so stark erschreckt, dass der Reiter beim Zielen die Standfestigkeit im Sattel verlor.

Der größte Reformator des Krieges war Gustav II. Adolf

Der König von Schweden hat die europäische Kampftaktik in vielerlei Hinsicht bereichert. Um eine fähige Armee aufzubauen, führte er ein Wehrpflichtsystem ein. Jeder zehnte Mann im Hof musste in den Krieg ziehen und die restlichen neun mussten ihm Waffen, Kleidung und andere Angelegenheiten besorgen. Dies war der erste Schritt zur Professionalisierung der Armee.

Geschwindigkeit und Effizienz der Schießerei waren im Krieg entscheidend. König Gustav II. Adolf stellte die Musketiere daher nur in sechs Reihen hintereinander auf. Auf diese Weise erweiterte er die Reihen, sodass mehrere Musketiere gleichzeitig schießen konnten. Da die Schießerei die Kavallerie in großem Umfang verwüstete, befahl Gustav den Kavallerieeinheiten, nur mit gezogenen Degen anstatt mit Musketen zu kämpfen.

Da Arkebusen- und Musketenschüsse aus der Ferne unwirksam waren, trugen die meisten Soldaten Plattenpanzer oder Kürass. Gleiches galt für die Kavallerie. Gute Rüstungen konnten die Soldaten vor unangenehmen Kugeln schützen. Während des Krieges verbesserte sich die Effektivität des Schießens jedoch so sehr, dass die Rüstung leider unverwendbar wurde. Die Armee benutzte sie nicht mehr, was zu ihrem allmählichen Verschwinden führte.

Der langsame, blutige Krieg zog sich hin. Unpassierbare Landschaft und die müden Soldaten halfen auch nicht. Im Laufe der Jahrzehnte betraf dieser Konflikt die Wirtschaften der einzelnen Mächte so erheblich, dass ein großer Teil der Bevölkerung ausgehungert war. Armeen liefen oft mehrere Tage ohne Kämpfe herum, was die Soldaten geistig erschöpfte. Schwere Rüstungen und Musketen halfen der Moral auch nicht. In Ermangelung internationaler Konventionen wurden Gefangene häufig hingerichtet. Daher war Frieden nach dreißig Jahren Kriegshölle ein Geschenk aus dem Himmel.

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