Zwischen Idylle und Hölle. Wie lebte man im Mittelalter?

Für das einfache Volk (die Schicht der Untertanen) war das Leben im Mittelalter vor allem mit harter Arbeit auf dem Land verbunden. Höher gestellte Schichten, wie der Adel, der Klerus und später auch wohlhabende Bürger, konnten ein privilegierteres Leben führen. Es hing immer davon ab, zu welcher gesellschaftlichen Schicht man gehörte.
Inhaltsverzeichnis
- Alltagsleben im Mittelalter? Weder Romantik noch “das Dunkle Zeitalter”
- Alltagsleben im Mittelalter: nichts für zarte Gemüter
- Ernährung als Spiegel der sozialen Stellung
- Die Rolle der Kirche in der mittelalterlichen Welt
- Das Leben der Frauen im Mittelalter
- Mach dich bereit für eine weitere Reise ins Mittelalter
Alltagsleben im Mittelalter? Weder Romantik noch “das Dunkle Zeitalter”
Stell dir das einmal vor: Du sitzt am Kamin oder an einer Feuerstelle mitten im Raum, um die sich mehrere Menschen drängen – und während des strengen Winters oft auch das Vieh. Die einfachen Häuser aus Holz oder Lehm und Steinen waren nämlich kalt und feucht.
An fließendes Wasser und eine Kanalisation im Haus war nicht zu denken. Wenn dich der Durst überkam oder du dich erleichtern musstest, blieb dir nichts anderes übrig, als hinaus auf den Feldrain, den Misthaufen oder in den Wald zu gehen. Und dort lauerten weitere Gefahren …
So sah das Leben der einfachen Menschen im Mittelalter aus. Es überrascht dich daher wahrscheinlich nicht, dass sich für diese Epoche die Bezeichnung „Finsteres Mittelalter“ einbürgerte. Geprägt wurde sie im 14. Jahrhundert erstmals vom italienischen Gelehrten Francesco Petrarca.
Von dieser Bezeichnung wird heute weitgehend Abstand genommen. Nach dem Untergang des Römischen Reiches musste Europa zwar den Einfall wandernder Völker und gesellschaftlichen Niedergang verkraften, das Mittelalter war jedoch gleichzeitig eine Zeit bahnbrechender Veränderungen und großer Erfindungen: vom Buchdruck und Kompass bis hin zur Wassermühle oder bedeutenden architektonischen Stilrichtungen – wie etwa der Gotik.
WUSSTEST DU, DASS… nur in Tschechien mehr als 930 Objekte verzeichnet sind, die als Burgen oder Burgruinen gelten? Dabei sind 53 von ihnen gut erhalten – eine beachtliche Zahl, wenn man die Größe dieses Landes berücksichtigt.
Alltagsleben im Mittelalter: nichts für zarte Gemüter
Der einfache Mensch hatte es im Mittelalter nicht leicht – die Ärmsten schliefen auf dem Boden oder auf einer mit Stroh und alten Lumpen ausgestopften Matratze.
Die Wohnverhältnisse waren durchweg bescheiden. Zu Beginn des Mittelalters dominierten Halberdhäuser, also Gebäude, die teilweise in die Erde eingegraben waren.
Später traten zunehmend Bauten aus Holz, Lehm oder Stein auf. Es war keine Seltenheit, dass in einem Raum 8–12 Personen lebten. Bei kaltem Wetter gesellte sich oft das Vieh hinzu.
Auch in den Städten war das Leben alles andere als idyllisch. Nachttöpfe wurden direkt vors Haus geleert, und die Straßen waren häufig von unerträglichem Gestank erfüllt. Ein weiteres großes Problem stellte die mangelhafte, beziehungsweise nicht vorhandene Hygiene dar.
Diese Lebensweise schuf ideale Bedingungen für die Verbreitung von Parasiten und Infektionen. Deshalb kämpfte ein großer Teil der mittelalterlichen Bevölkerung mit Krankheiten oder Parasiten wie Spulwürmern oder Bandwürmern – unabhängig vom sozialen Stand.
WUSSTEST DU, DASS… auf manchen Burgen sogenannte Aborterker (auch: Abtritterker) existierten – kleine Erker (Vorsprünge) an den Außenwänden der Burg, von denen Abfall direkt in den Burggraben fiel? Dieser Typ der „mittelalterlichen Toilette“ konnte auch dazu dienen, feindliche Angreifer abzuwehren, die die Burg belagerten.
Ernährung als Spiegel der sozialen Stellung
Aus dem Geschichtsunterricht erinnerst du dich vielleicht, dass die mittelalterliche Gesellschaft in drei grundlegende Stände unterteilt war:
- Adel
- Klerus
- Leibeigene / Bauern
Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stand wurde auch als Ausdruck des „göttlichen Willens“ interpretiert, und es war relativ schwierig, aus einer niedrigeren Schicht in eine höhere aufzusteigen. Vom sozialen Stand hingen meist auch Pflichten, Wohnverhältnisse oder die Art der Ernährung ab.
Auf das, was im Mittelalter gegessen wurde, werden wir in einem weiteren Artikel näher eingehen. Der Speiseplan der einfachen Bevölkerung war jedoch meist schlicht:
- Zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln gehörten Getreidearten (Weizen, Gerste, Hafer), aus denen Breie oder Brot mit Kleie zubereitet wurden.
- Weiterhin wurden Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen) und Gemüse wie Zwiebel, Knoblauch oder Kohl gegessen.
- Mit fleischhaltigen Gerichten wurde gespart – meist aß man weniger hochwertiges Fleisch von Haustierrassen. Hochwertigeres Fleisch konnten sich eher Adlige oder wohlhabendere Mitglieder der Gesellschaft leisten.
Die Rolle der Kirche in der mittelalterlichen Welt
Die Kirche hatte in der mittelalterlichen Gesellschaft eine sehr starke Stellung. Klöster galten als religiöse, machtpolitische und Bildungszentren.
Das Leben ihrer Mitglieder richtete sich nach dem Leitspruch „Ora et labora“, also „Bete und arbeite“. Das Leben der Mönche im Mittelalter war streng strukturiert: Ihr Tagesablauf umfasste sowohl Zeit für Gebete und Ruhe als auch für körperliche Arbeit.
WUSSTEST DU, DASS… auf dem Gebiet Tschechiens mindestens 13 Klöster existierten, die bis zum Ende des 12. Jahrhunderts gegründet wurden? Das erste Kloster wurde auf der Prager Burg bei der Basilika des Heiligen Georg (tschechisch: Bazilika svatého Jiří) zu Beginn der 70er Jahre des 10. Jahrhunderts errichtet. Zu den weiteren bedeutenden Bauwerken gehörten die Klöster auf Strahov, Sázava oder in Broumov.
Die Kirche hatte auch einen großen Einfluss im Bereich der Bildung, die jedoch nur einem engen Kreis Auserwählter zugänglich war. Ein großer Teil der europäischen Bevölkerung war zu dieser Zeit analphabetisch. Dies galt sowohl für Leibeigene als auch für die Adeligen.
Das Leben der Frauen im Mittelalter
Die Stellung der Frauen in der mittelalterlichen Gesellschaft veränderte sich abhängig von der Zeit sowie von der sozialen Schicht, der sie angehörten.
Im damaligen Bewusstsein sollte die Frau die Rolle der Ehefrau und Mutter erfüllen und außerdem vom Mann abhängig sein – diese Rhetorik wurde auch von der Kirche unterstützt, die das weibliche Geschlecht häufig als „zum Sündigen verführende Wesen“ ansah.
Die Frau spielte auch eine wichtige Rolle in der Heiratspolitik, sowohl in den unteren als auch in den oberen Gesellschaftsschichten.
Üblicherweise wurde jedoch nicht erwartet, dass sie aktiv am öffentlichen Leben teilnahm, obwohl einige Frauen sich weit über den familiären Rahmen hinaus durchsetzen konnten – man denke nur an einige bekannte Adlige unserer Geschichte, zum Beispiel Elisabeth Rejčka (Elisabeth Richza von Polen) oder Anna Přemyslovna (Anna von Böhmen).
WUSSTEST DU, DASS… Sexualität im Mittelalter ein heikles Thema war? Geschlechtsverkehr war an Feiertagen verboten, aber auch an Donnerstagen oder Freitagen, an denen sich die Menschen auf den Empfang der Sonntagskommunion vorbereiten sollten. Dem Bild des intimen Lebens im Mittelalter widmete sich zum Beispiel der populäre Historiker Jacques Le Goff in seinem Buch Phantasie und Realität des Mittelalters.
Mach dich bereit für eine weitere Reise ins Mittelalter
Das Leben des Menschen im Mittelalter war nicht so idyllisch, wie es die Literaten der Romantik darstellten. Dieselbe Epoche brachte jedoch die Ritterideale hervor und förderte die Entwicklung von Handwerken, die unsere Kultur nachhaltig geprägt haben.
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