Die Kunst und die Kultur der Wikinger

Die Kunst und die Kultur der Wikinger
Die Wikinger waren Stämme aus dem Gebiet des heutigen Skandinaviens, die heute vor allem als Krieger bekannt sind. Sie nützten die unübersichtliche politische Lage im mittelalterlichen Europa aus und unternahmen verschiedene (Raub)Züge, um neue Gebiete zu gewinnen. Am Anfang griffen die Wikinger Klöster und Kirchen an, weil dort Gold und Kleinodien bewahrt waren. Sie töteten Mönche und brannten viele kirchliche Gebäude nieder. Doch die Wikinger waren nicht nur Krieger, sondern auch sehr tüchtige Seeleute. Sie wurden auch für die zuverlässigen Geschäftspartner gehalten, weil sie mit Gold aus jedem überfallenem Land bezahlen konnten. In England waren sie auch als gute Landwirte bekannt. Als ein sehr entwickeltes Volk hinterließen sie den zukünftigen Generationen ein großes kulturelles Erbe.

Wikingerkunst

Wikinger schufen viele Werke, die oft zum täglichen Gebrauch bestimmt waren. Ihre Waffen oder Ruderschiffe waren außerordentlich schön dekoriert. Sie haben vor allem mit Holz gearbeitet, weil es zugänglich und billig war. Zum Beispiel die Kriegsschiffe oder die Stabkirche im kleinen norwegischen Ort Urnes zeugen davon, dass Wikinger begabte Holzschnitzer waren. Sie arbeiteten auch mit anderen Materien, die ihnen die Natur zur Verfügung gab ? Stein, Elfenbein, Bernstein, Walrossstoßzähne ? und natürlich mit Metall, aus dem sie prächtige Schwerter und Äxte erzeugten. Wikinger schmückten ihre Gegenstände mit tierischen Motiven: sehr beliebt waren Löwe, Vögel, Schlangen, Greifvögel oder Drachen (am Bug der Ruderschiffe). Pflanzenmotive, Kränze oder geometrische Formen waren auch sehr häufig. Diese Motive kann man an den goldenen Kleinodien, Spangen oder Waffen sehen.

Wikinger haben zum Beispiel britische oder französische Kunst beeinflusst. Einen gegenseitigen Einfluss sieht man in der irländischen Kunst.

Runen

Die Runen kann man von der Wikingerkultur nicht trennen. Es geht um die älteste Schrift der Germanen, die wahrscheinlich im 1. Jahrhundert nach Christus in Dänemark entstand. Sie sollte sich aus dem nordetruskischen Alphabet entwickeln. Das Wort Rune bedeutet in der Übersetzung Geheimnis. Die gemeingermanische Runenreihe wird als Futhark bezeichnet. In der Wikingerzeit wurde das so genannte jüngere Futhark verwendet ? eine Reihe von 16 Buchstaben. Runenschriften erschienen zum Beispiel an Waffen, Schmuck und Grabsteinen. Skalden, höfische Dichter in der Wikingerzeit, schrieben einige Werke auch in der Runenschrift. Sie besangen in ihren Gedichten Helden und nordische Götter. Runen verschwanden mit der Christianisierung des skandinavischen Gebietes.

Mythologie

Nordische Mythologie unterscheidet zwei Geschlechter von Göttern. Das erste hieß Asen, die als kriegerische und herrschende Götter galten. Das zweite Geschlecht waren die Wanen, die als Fruchtbarkeitsgötter geschildert waren. An der Spitze von allen Göttern stand der Odin (auch Wotan, Wodan genannt), einer der  ältesten Götter. Er wurde mit dem Speer Gungnir und dem Zauberring Draupnir abgebildet. Odin heiratete Frigg, weise und schöne Göttin der Mutterschaft, der Ehe und des Familienlebens. Sie wird mit der Fruchtbarkeitsgöttin Freya verwechselt. Odins Sohn war Thor (Donar), der Gewitter- und Wettergott, der in der Hand seinen magischen Hammer Mjölnir hält.   

Stile der Wikingerkunst

Kunst der Wikinger wird in sechs Stile geteilt. Sie wurden immer nach dem Ort der archäologischen Funde benannt.

Auf dem Bauernhof Oseberg am westlichen Ufer des Oslofjords fanden die Archäologen ein 21 langes wikingisches Schiff. Der Bug und das Heck dieses Wasserfahrzeuges aus Eichenholz wurden mit komplizierten Schnitzereien dekoriert. Gerade durchgeflochtene Muster mit dem Kopf und mit den Extremitäten des wilden Wesens sind für den Stil Oseberg typisch.  

Bestattungsschiff – Stil Oseberg

Der Stil Borre hängt mit dem Stil Oseberg eng zusammen. Auch für diese Phase sind die Raubmonster und verschiedene Tiere charakteristisch, die einen Teil von komplizierten Ornamenten bilden.

Der Stil Jelling wird nach dem kleinen dänischen Städtchen Jelling genannt. Vor der kleinen Kirche stehen zwei Steine mit Runenschriften. Den kleineren Stein widmete der erste König von Dänemark, Gorm der Alte, seiner Ehefrau Thyra. Den zweiten Stein ließ sein Sohn, der König Harald, errichten. Mit diesem Stein wollte er sich von den alten Heidengöttern verabschieden und das Christentum begrüßen. Auf diesem Stein befindet sich das älteste Bild von Christus in Skandinavien. Die Schlange symbolisiert den Glaubenwechsel. Es geht auch um das älteste schriftliche Denkmal in Dänemark. Zur Kirche gehören auch zwei Grabhügel. Archäologen fanden in Jelling noch einen Silberbecher und goldene Kleinodien. Die Stadt steht unter dem Denkmalschutz von UNESCO. Der Stil Jelling wurde von den Wikingern auch nach England gebracht.

Runnenstein in Jelling

Der Stil Mammen, nach der dänischen Begräbnisstätte in Dänemark benannt, erschien in derselben Zeit als der Stil Jelling. Er ähnelt ihm genug, aber die Tiermotive wurden durch Pflanzenmotive ergänzt.

Runensteine befinden sich auch in der kleinen norwegischen Stadt Ringerike. Die Ornamente wurden in den roten Sandstein geritzt. Der Stil Ringerike kopiert von dem Stil Mammen die Kombination der Tiermotive mit den Pflanzenmotiven. Die Ornamente sind doch schlanker.

Vang Stein – Stil Ringerike

Die letzte Phase der wikingischen Kunst war der Stil Urnes, der nach dem oben erwähnten Ort benannt wurde. Beide letzte Stile waren auch in Schweden vertreten. Die Tiere in diesem Stil sind sehr schlank, haben lange Extremitäten und mandelförmige Augen.

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