Größte Spaß Mittelalters? Ritter auf Pferden mit Turnierlanzen

Größte Spaß Mittelalters? Ritter auf Pferden mit Turnierlanzen
Die meisten Menschen sehen das Ritterturnier als ein festliches Gefecht von reitenden Rittern, die gegeneinander marschieren – so werden sie zumindest in Märchen dargestellt. Fröhliche Fahnen, stolze Ritter, Gaukler und edle Damen haben jedoch nur einen Bruchteil dieser Kämpfe ausgemacht. Zu der anderen, weniger bekannten Seite dieser Ereignisse gehörten Metallklappern, gebrochene Lanzen und tödliche Verletzungen. Schauen wir uns die größten Feste des Mittelalters genauer an.

Vom 11. bis zum 14. Jahrhundert gehörten Turniere zu den beliebtesten Festen des Adels und der Leibeigenen. Die Ritterkämpfe entwickelten sich aus militärischen Übungen, die zunächst nur in geschlossenen Gesellschaften stattfanden. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Ritter von einem Publikum beobachtet wurden. Deshalb wurden die Kämpfe schließlich in Städte verlegt, wo sowohl die Bürger als auch die Armen die Gelegenheit hatten, sie zu sehen.

Nicht jeder Ritter brauchte eine Turnierlanze

Der Hauptpunkt der ganzen Feier war der Zusammenprall von Rittern mit stumpfen Waffen. Heutzutage stellen sich die meisten Menschen unter dem Begriff „mittelalterliches Turnier“ nur einen Zusammenprall von 2 lanzenschwingenden Rittern, die durch einen Holzzaun voneinander getrennt waren. Dies war jedoch nur eine der vielen Arten von Kämpfen, bei denen edle Männer ihre Stärke gemessen haben.

Am Anfang waren ehrenwerte Kämpfe das Hauptthema solcher Turniere. Sie sahen wie gegenseitige Ritterangriffe mit Schwertern und stumpfen Waffen aus. Erst später erschienen Zweikämpfen. Diese Variante, in denen zwei reitende Ritter aufeinander stürzten, kam schnell zum Vorschein. Diese Kampfart kennt man auch unter dem altfranzösischen Begriff „Tjost“. Der Buhurt war eine andere Form des Duells. Der Unterschied war, dass die Ritter keine scharfen Waffen, sondern nur Stäbe oder Schilde einsetzen durften. Die Stabilität der Reiter wurde durch einen speziellen Sattel mit hohen Kanten unterstützt.

Die Regeln des Turniers wurden klargestellt

Die ersten Turnierregeln wurden 1466 in England eingeführt. Die Friedensrichter-Verordnung wurde von dem englischen Adligen John Tiptoft erstellt. Er beschrieb die Bewertungsprinzipien einzelner Lanzenangriffe und schlug den Gewinnern Belohnungen vor. Die endgültige Platzierung eines Teilnehmers im Turnier wurde zum Beispiel durch die Anzahl der durchgeführten Runden und treffenden Schläge auf den Körper des Gegners bestimmt. Aber nicht alle bewerteten Aktionen waren gleichwertig. Es war viel wertvoller, wenn man die Lanze seines Gegners gebrochen hat, als wenn man nur einen Treffer auf ihn gelandet hat. Gleichartig – durch Schläge auf den Kopf hat man mehr Punkte erhalten, als wenn man den Gegner irgendwo anders auf den Körper getroffen hat. Alle diese Unterschiede zeigten sich im Gesamtscore.

Sicherheitsrisiko

Die neue Bewertungsmethode war zwar viel klarer, aber trotzdem hat sie kein höheres Maß an Sicherheit bedeutet. Die Ritter haben sich immer noch in gefährliche Situationen begeben, in denen sie oftmals tödliche Wunden davongetragen haben. Um diese Gefahren zu verringern, verwendeten die Ritter stumpfe Waffen, die größtenteils aus Holz bestanden, und raffinierte Rüstungen. Diese wurden von Schmieden speziell für Duellanten gefertigt. Zum Beispiel wurde eine Seite der Rüstung, nämlich diejenige, die anfällig für eine Kollision mit der Lanze des Gegners war, mit zusätzlichen Metallplatten verstärkt.

Einige Speere und Lanzen hatten einen sogenannten Krönig an ihren Spitzen. Es hatte drei oder vier weitere stumpfe Spitzen, die zusammen eine Kronenform bildeten. Infolgedessen verteilte sich die Kraft auf eine größere Fläche und verursachte dem Gegner weniger Schaden als eine gewöhnliche Metallspitze. Trefferlandung auf den Gegner hatte zur Folge, dass die Turnierlanze gebrochen wurde oder dass der Gegner von seinem Pferd abgeworfen wurde.

Verschiedene Turnierlanzen unterschieden sich in ihrer Länge und Dicke. Sie hatten jedoch eines gemeinsam – jede Turnierlanze hatte eine typische Handschutzplatte, die – wie der Name sagt – die Hand des Ritters geschützt hat, genauso wie das Schutzkreuz bei einem Schwert.

Verletzungen betrafen sogar die Könige

Es waren nicht nur gewöhnliche Ritter, die sich verletzt haben. Auch Könige waren von den Turnier-Gefahren betroffen. Beim Ritterturnier 1350 hat sich kein anderer als Karl IV verwundet. Obwohl er sich von den Folgen des Zusammenstoßes erholt hat, hatten andere Könige nicht so viel Glück.

Am 30. Juni 1559 wurde in Paris ein Turnier von dem französischen König Heinrich II. ausgerichtet. Damals hätte niemand damit gerechnet, dass es das letzte seiner Art sein würde. Die Zeremonie wurde zu Ehren der Hochzeit von der französischen Prinzessin Elisabeth mit dem spanischen König Philipp II. abgehalten. Der König stieß mit dem Hauptmann seiner eigenen Garde „Gabrie em de Lorges“ zusammen.

Bei der Kollision brachen beide Teilnehmer ihre Lanzen, wobei einer der Lanzensplitter des Kapitäns in das Visier des Königs eindrang. Er hat ihn so tief ins Auge getroffen, dass es sogar sein Gehirn erreicht hat. Der König starb innerhalb von 10 Tagen an den Folgen dieser Verletzung. Dieser unglückliche Unfall, in den sich 1571 ein anderer französischer König wieder begab, trug schließlich zu einem allgemeinen Verbot von schweren Turnieren in Frankreich bei.

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