Unterkleidung und Polsterung im Mittelalter: Was trugen die Ritter unter der Rüstung?

Unterkleidung und Polsterung im Mittelalter: Was trugen die Ritter unter der Rüstung?

Wenn sich das mittelalterliche Heer auf eine Schlacht vorbereitete, führte der Herrscher die so genannte „Musterung“. Dabei wurde die Mindestausrüstung eines jeden Kriegers überprüft. Es ging nicht nur um die Waffen und die Rüstung selbst, sondern auch um die Kleidung und Polsterung, die unter der Rüstung getragen wurde. Zunächst war es die gesteppte Leinenmütze unter Helm, dann das Steppwams, und weitere Schutz- und Polsterkleidung. Über der Rüstung wurde ein gesteppter Mantel getragen - und wenn der Krieger arm war, war dieser Mantel seine einzige Schutzrüstung.

Die letzte Schlacht des berühmten böhmischen Königs

Es ist der Tag des Heiligen Rufus, der 28. August 1278, ein Freitag, der Tag der Wassergeister. Zwischen den Dörfern Dürnkrut und Jedenspiegen findet eine entscheidende Schlacht statt. Die Heere von zwei der bedeutendsten Herrscher Mitteleuropas stehen sich gegenüber:

Rudolf I. von Habsburg und König Otakar II. von Böhmen. Otakar II wurde auch „König von Eisen und Gold“ genannt. Sein Rivale ist Rudolf von Habsburg, der kürzlich zum König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erhoben wurde.

Beide Seiten wählten für die Schlacht ein großes, flaches Gelände: Marchfeld.

Rüstung: ein wesentlicher Bestandteil der Ausrüstung eines mittelalterlichen Kriegers

König Premysl steht auf von seinem Bett. Wie jeder andere Mann der damaligen Zeit zieht er zunächst seine Unterwäsche an: ein Leinenhemd und Unterhosen - die Bruche, die bis zu den Knien reichen. Dazu gehörten separate Hose, die in der Taille mit Schnüren gebunden werden, und Schuhe. Dazu kamen separate Stoffbeinlinge, oft mit Ledersohlen ausgestattet. Schuhe waren also nicht nötig.

Als Nächstes kommt die Polsterung unter Rüstung. Ihre Funktion war es, den Körper vor Abrieb zu schützen und die Stöße des Kampfes zu dämpfen. Es waren zum Beispiel Hose, die die Oberschenkel und Knie schützten. Diese waren oben mit Riemen versehen und wurden an der Innenseite des Steppwams befestigt. Dann ein gesteppter Mantel, Steppwams ( Gambeson), der in der Regel an der Brust geschnürt wurde, mit separaten Ärmeln, die mit Schnüren an den Mantel befestigt werden konnten.

Gambesons aus dem 14. - 15. Jahrhundert.

Mit Hilfe des Knappen legt der König dann eine vollständige Kettenrüstung an: die Kettenhosen und das Kettenhemd mit Kettenhandschuhen und eine Kapuze, die so genannte Kettenhaube. Die gesamte Rüstung bestand aus Zehntausenden von Eisenringen und wiegt etwa 20 kg. An den Füßen bringt ein Diener die Sporen an. Hinzu kommen weitere Schutzelemente aus Leder oder Metallplatten, wie viereckige Schulterpanzer (ailtte), Kniebuckeln, Beinschienen usw.

Bevor der Herrscher seine Kettenhaube aufsetzt, muss er eine Stoffkappe aufsetzen, die unter dem Kinn geschnürt wird. Diese Polsterkappe erhöhte den Komfort erheblich.

Letzte Vorbereitungen vor der Schlacht

Über seiner Rüstung trägt König Premysl II. einen heraldischen Wappenrock. Schließlich folgt der Gürtel (Dupsing) mit einem Schwertgehänge. Der König steckt seinen linken Fuß in den Steigbügel und steigt in den hohen Sattel eines Schlachtrosses (Destrier), das mit einer großen Schabrake bedeckt ist.

Auf dem Kopf reicht ihm der Knappe einen schweren (5 bis 7 kg) Topfhelm, der unter dem Kinn und später am Hinterkopf durch Riemen gehalten wird. Der Helm saß nach der Befestigung so fest auf dem Kopf, dass der Ritter seinen Kopf nicht drehen konnte. Nur die schmalen Visiere erlaubten ihm die Sicht nach vorne. Die kleinen Belüftungsöffnungen ließen nur eine begrenzte Menge an Luft durch: So kam es nicht selten vor, dass ein Ritter im Kampf erstickte.

Aus diesem Grund wurden später die Topfhelme durch leichtere Helmtypen mit einer runden oder leicht konischen Form ersetzt.

Gotischer Wappenrock mit Steppung

Sobald der schwere Reiter mit einem kleineren dreieckigen Schild und mit der Lanze bewaffnet war, konnte er in die Schlacht ziehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste der berühmte böhmische König wahrscheinlich noch nicht, dass dies seine letzte Schlacht sein würde. Die Schlacht auf dem Mährischen Feld war für ihn tödlich.

Was trug der mittelalterliche Krieger unter seinem Helm?

Da jeder Helm die Energie eines Schlages nur verteilt, haben sich die Krieger aller Zeiten überlegt, wie sie den Schlag so gut wie möglich dämpfen können. So entstanden verschiedene einfache Arten von Mützen und Hauben: Manchmal waren sie aus dickem Stoff, Leder oder Filz, manchmal waren sie wattiert. Das Innenfutter der Kappe bestand aus Wolle, Rosshaar usw. (Baumwolle wurde damals noch nicht verwendet). Alles wurde gesteppt.

Eine Unterziehhaube

Im Mittelalter waren Helm-Unterziehhauben oder Polsterhauben sehr wichtig. Dieser Kopfschutz hatte ursprünglich die Form einer Kappe, die unter dem Kinn zusammengeschnürt wurde. Später schützte sie jedoch den gesamten Kopf (außer dem Gesicht), den Nacken und die Schultern.

Ein typisches Beispiel für diesen Kopfschutz ist die gepolsterte Helmhaube, die im 15. Jahrhundert bei Turnieren unter einem schweren Helm getragen wurde.

Die Sicherheit bei Turnieren ist im Laufe der Zeit immer wichtiger geworden

Die Entwicklung von Schutzrüstungen ist eng mit Turnieren verbunden. Es handelte sich um einen Übungsplatz für Ritter, eine Kampfkunst, wobei sie mit echten Waffen umgingen.

Polsterhaube

Die ersten Regeln für das Turnier stammen wahrscheinlich aus Frankreich, die frühesten datieren aus dem Jahr 938. Im 13. Jahrhundert begann sich diese Art von „Kampfsport“ in ganz West- und Mitteleuropa zu verbreiten.

In vielen Länder gab es „Gründer“, die begannen, die Turniere zu organisieren und ihre Popularität zu verbreiten. In Böhmen war es zum Beispiel der deutscher Ritter Hoyer von Friedberg. Die ersten Berichte über Kampf- und Schauspiele gehen auf das Ende des Römischen Reiches zurück.

Die Entwicklung der Turniere seit dem Ende des Mittelalters: vom Blutbad zur Zeremonie?

Im 13. Jahrhundert fanden „Buhurte“  statt - eine mittelalterliche Turnierform, wobei es noch Toten gab. In der Spätgotik und der frühen Renaissance wurden die Regeln jedoch verschärft und es wurde immer mehr darauf geachtet, das Leben und die Gesundheit der Teilnehmer zu schützen.

Im Kampf wurden Spezielle stumpfe Waffen eingesetzt, sowie auch gepolsterte Schutzelemente für den Hals des Ritters, und für die Brust des Pferdes, und diverse andere gepolsterte Ausrüstungsteile.

Eine Polsterhaube mit Kragen

In der Renaissance wurden die Turniere zu einem Spektakel. Aus dem Steppmantel oder Steppwams entwickelte sich das Rüstwams, das im späten 16. und im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts ein typischer Bestandteil der Herrenmode war.

Einleitende Illustration: Die Schlacht auf dem Marchfeld 1278 Autor: Christian Jegou. Quelle: Arre Caballo.


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