Geschichte des Kochens: Was man im Mittelalter aß und trank
Der Speiseplan eines Menschen im Mittelalter unterschied sich je nach seinem Stand, Besitz und den örtlichen Gegebenheiten. In den Residenzen wohlhabender Adliger wurde anders aufgetischt als in den Behausungen einfacher Leute.Wirf mit uns einen Blick in die mittelalterliche Küche. Du erfährst, wie sich die Ernährung von Adel und Armen unterschied – und warum selbst das Wort „Fasten“ mehrere Bedeutungen haben konnte.
Contents
- Welchem Stand du angehörst, so isst du auch
- Kirchliche Fastenzeit und ihre Bedeutung
- Nichts für die Armen. Lebensmittel mit einem Hauch von Luxus
- Was die Menschen im Mittelalter tranken
- Zur Geschichte des Kochens und der Tischgewohnheiten
- Mythen und Interessantes aus der mittelalterlichen Küche
- Zum Schluss: Mittelalterliche Küche ohne ihre Geheimnisse
Welchem Stand du angehörst, so isst du auch
Im Hochmittelalter entstand die sogenannte Ständegesellschaft, die die Bevölkerung in drei grundlegende Gruppen unterteilte:
- Adel – die gesellschaftlich höchstgestellte Schicht (die Herrschaft)
- Klerus – Geistliche und Mittler zwischen Gott und den Menschen
- Untertanen – die zahlreichste Gruppe, die auf dem Land der Herrschaft arbeitete
Von der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stand hingen sowohl die gesellschaftliche Stellung als auch der Lebensstandard eines Menschen im Mittelalter ab.
Die Unterschiede zwischen den Vornehmen, also dem Adel, und dem einfachen Volk waren gewaltig – und das zeigte sich auch beim Essen.
Essen des einfachen Volkes
- Die Ernährung der gewöhnlichen Leute bestand aus Getreide (Gerste, Roggen, Hafer), Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen,Ackerbohnen) und Gemüse (Zwiebeln, Knoblauch, Kohl usw.).
- Gelegentlich erschienen auch Milchprodukte auf dem Tisch, die als einfachere Kost galten. Fleisch wurde selten verzehrt – zum Beispiel an Feiertagen und Festen.
- Im Speiseplan durfte auch das deftige, dunkle Brot, hergestellt aus einer Mischung von Getreide, nicht fehlen.
Die Ernährung von Adel und Klerus
Höhergestellte und wohlhabendere Personen hatten Zugang zu einer großen Auswahl an Fleisch. Auf den Festtafeln gab es Hirsch-, Wildschwein-, Fasanen- und Fischfleisch.
Viele Adlige betrachteten Gemüse als minderwertige Nahrung – auch weil übermäßiger Verzehr Blähungen verursachen konnte. Wohlhabende Feinschmecker ließen sich zudem teure Öle oder exotische Gewürze an ihre Herrensitze liefern.
WUSSTEST DU, DASS… Gewürze über viele Jahrhunderte über die Seidenstraße importiert wurden, die bereits in der Antike entstand? In der Zeit der Überseereisen rückten Inseln in den Blick der Herrscher, auf denen die begehrten Gewürze vorkamen. Ein Beispiel dafür sind Molukken, eine indonesische Inselgruppe, von der Muskatnüsse und Nelken importiert wurden.
Kirchliche Fastenzeit und ihre Bedeutung
Kirchliche Fastenzeiten hatten in Europa große Bedeutung, obwohl sie sich erst im Spätmittelalter voll durchsetzten. Gefastet wurde in der Regel jeden Mittwoch und Freitag, in der westlichen Kirche auch samstags.
Die bekannteste “Bußzeit” begann nach dem Karneval, dauerte sechs Wochen und endete mit Ostern. Ziel des Fastens war vor allem die körperliche und geistige Reinigung. Wie genau dies umgesetzt wurde, interpretierte jedoch jeder Einzelne auf eigene Weise.
Nach kirchlichem Brauch durfte während der Fastenzeit kein Fleisch von warmblütigen Tieren, keine fetthaltigen oder öligen Speisen, keine Süßigkeiten und kein Alkohol konsumiert werden.
Diese Vorstellung gefiel jedoch einem Teil des Adels nicht, der eine raffinierte Auslegung einführte. Danach bezog sich das Verbot nur auf den Verzehr von Fleisch von Nutztieren.
Als Fastenspeise galt Fleisch von Fischen und Wildvögeln. Das Verbot betraf auch nicht den Weinkonsum, der als Fastengetränk angesehen wurde.
WUSSTEST DU, DASS… zu den überzeugten Fastenden auch Agnes von Böhmen, auch bekannt als Agnes von Prag (1211–1282), gehörte, die sich in der Adventszeit nur von Brot und Wein ernährte? Im Prager Kloster Na Františku versuchte sie sogar durchzusetzen, dass dessen Mitglieder nur einmal täglich essen.
Nichts für die Armen. Lebensmittel mit einem Hauch von Luxus
Bankette in höheren Gesellschaftskreisen boten früher eine hervorragende Gelegenheit, bei der der Gastgeber nicht nur seinen Wohlstand, sondern auch seinen ausgeprägten gastronomischen Geschmack zur Schau stellen konnte.
Vor allem an den Tischen des Adels tauchten Lebensmittel auf, die sich im Mittelalter nur wohlhabende Personen leisten konnten:
- Gewürze – schwarzer Pfeffer, Ingwer, Safran, Nelken und andere seltene Zutaten zur Verfeinerung der Speisen. Besonders exotische Gewürze waren sehr teuer und mussten, bevor sie auf dem Tisch des Adels landeten, Tausende von Kilometern zurücklegen. Häufig wurden sie aus Asien oder dem Mittelmeerraum importiert.
- Huhn – vielleicht überrascht es dich, aber auch Hühnerfleisch galt in bestimmten Zeiten und Kreisen als „kostbares Gut“. Deshalb wurde es oft mit seltenen Ölen und Kräutern zubereitet.
- Gebratene Köstlichkeiten – der wohlhabende Adel ernährte sich hauptsächlich von Fleisch; daher durften bei einem Festmahl auch andere Fleischsorten nicht fehlen – zum Beispiel gebratener Pfau, der als Symbol von Prunk und Reichtum galt.
Was die Menschen im Mittelalter tranken
Wasser war das Grundgetränk. Dessen geringe Qualität förderte jedoch oft den Konsum von Alkohol – Bier, Wein und später auch Destillaten.
1. Bier
In Mittel- und Nordeuropa war der Bierkonsum im Mittelalter üblich. In Skandinavien wurde im 16. Jahrhundert ein Vielfaches der heutigen Biermenge konsumiert.
Das ist kaum verwunderlich: Bier galt manchmal als sicherer als Wasser, da beim Kochen Bakterien abgetötet wurden.
Ab dem 9. Jahrhundert n. Chr. wurde Bier sogar in Klöstern gebraut. Als Erste machten sich die Verantwortlichen des Schweizer Klosters in St. Gallen daran. In der Hochphase des Mittelalters soll Bier in rund sechshundert Klöstern in ganz Europa gebraut worden sein.
2. Wein
Wein wurde in ganz Europa konsumiert: Im Süden war er Teil des alltäglichen Speiseplans, in den kälteren nördlichen Regionen wurde er importiert. Angesichts des häufigen Verzehrs von gesalzenem Fleisch durfte Wein bei keinem Festmahl fehlen.
Wein wurde sogar mit Wasser verdünnt, da die Menschen im Mittelalter davon ausgingen, dass er nicht nur desinfizierende, sondern auch heilende Wirkung hat. Für hochwertigen Wein scheuten einige Feinschmecker keine hohen Ausgaben, wodurch sich dieses Getränk allmählich zu einem Luxusgut entwickelte.
3. Wasser
Trotz der Beliebtheit von Alkohol war Wasser die häufigste Möglichkeit, den Durst zu stillen. Fließendes Wasser aus Flüssen und Bächen galt im Mittelalter oft als „sicherer“ als stehendes Wasser aus Brunnen.
Wenn im Wasser Fische oder Frösche überlebten, galt es auch für Menschen als sicher. Dies galt nicht für „totes“ Brunnenwasser, das durch weggeworfenen Müll oder Tierkadaver verunreinigt sein konnte.
WUSSTEST DU, DASS… man im Großteil des Mittelalters auf den heute ganz alltäglichen Tee verzichten musste? Dieses Getränk verbreitete sich in Europa erst im 16. Jahrhundert.
Zur Geschichte des Kochens und der Tischgewohnheiten
Wir wissen bereits, was man im Mittelalter aß – aber wie wurden die Speisen eigentlich zubereitet?
- Kochmethoden: Gekocht wurde meist in einem Kessel über offenem Feuer. In Burgen oder Klöstern bereitete man die Speisen in Küchen zu, während man sich in den Dörfern mit einer einfachen steinernen oder lehmernen Feuerstelle begnügen musste. Verwendet wurden Tonschüsseln und anderes mittelalterliches Kochgeschirr.
- Tischgewohnheiten: Auf adeligen Gütern nutzte man Teller aus Metall oder Keramik,
Besteck und
Becher für Getränke aller Art. Üblich waren Löffel und
Messer.
Die Gabel jedoch blieb bis in die Spätmittelalterzeit (und in vielen Regionen sogar bis in die Neuzeit) selten und galt eher als “ungewöhnlicher Luxus”.
Einfache Leute besaßen dagegen schlichtere Tische – Holzplatten, Bänke und Teller aus Holz oder Keramik.
Mythen und Interessantes aus der mittelalterlichen Küche
Auch die mittelalterliche Gastronomie ist von vielen Unklarheiten und Halbwahrheiten umgeben. Welchen von ihnen glaubst du?
Wurde im Mittelalter nur Bier getrunken, weil das Wasser schmutzig war?
Das wichtigste Getränk war tatsächlich Wasser. Vor allem in großen Städten war jedoch das Risiko einer Verunreinigung hoch – und der Transport von frischem Wasser oft schwierig.
War die Gefahr einer Vergiftung also zu groß, suchte man nach Alternativen – zum Beispiel in Form von alkoholischen Getränken.
Gab es im Mittelalter Desserts?
Ja, es gab auch süße Nachspeisen. Am häufigsten wurden süße Breie und Fladen gegessen; zu festlichen Anlässen reichte man Honig-, Quark- oder Mohnkuchen.
Als „süßer Abschluss“ diente in der Saison auch frisches oder getrocknetes Obst. Ein beliebtes Süßungsmittel war Honig.
Wie unterschied sich die Ernährung im Sommer und im Winter?
An warmen Tagen aß man frische Lebensmittel – etwa frisches Gemüse, Obst, junges Fleisch oder saisonales Getreide.
Im Winter ersetzte man frisches Obst und Gemüse durch Eingelegtes. Wurstwaren und
Hülsenfrüchte wurden konserviert.
Der Adel
lagerte Fleisch in Gruben, die mit Schnee und Eis bedeckt waren – so blieb es länger haltbar.
Stadtbewohner hingegen waren oft auf den Import von Lebensmitteln angewiesen.
Zum Schluss: Mittelalterliche Küche ohne ihre Geheimnisse
Die Ernährung im Mittelalter war also recht abwechslungsreich: Auch die einfacheren Bewohner lebten nicht nur von „Brot und Wasser“, wie manchmal überliefert wurde. Zu den häufigsten Speisen der weniger Wohlhabenden gehörten Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse und einfache Gerichte.
Die wohlhabenderen Adligen genossen gerne eine ordentliche Portion Wild, hochwertigen Wein und eine süße Nachspeise. Sie vergönnten sich aber auch teure Gewürze und andere importierte Zutaten, die sich in Europa gerade im Mittelalter zunehmend verbreiteten.
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