Tschechische illuminierte Manuskripte

Tschechische illuminierte Manuskripte
Wenn Sie Geschichte lieben, besonders Mittelalter, werden Sie auch von unserem Artikel über tschechische illuminierte Handschriften begeistert sein! Was finden Sie in illuminierten Büchern? Buchschmuck, Vergoldung, Illustrationen sowie auch Geheimnisse.

Vor der Erfindung des Buchdrucks (um 1447-1448) entstanden Bücher im so genannten Skriptorium. Die Skriptoren – meist Mönche – schrieben Bücher per Hand ab und erstellen damit neue Kopien. Vor allem die Bibel (Episteln, Psalmen) und Gesangbücher wurden kopiert, aber auch Chroniken und andere wichtige Schriften.

Die Arbeiten an einem Buch konnten auch drei Jahre dauern, es wurden also mehrere Schreiber gebraucht, und die Aufgaben wurden verteilt. Ein Schreiber fing an, die Zeilenhöhe und Zeilengrenzen festzustellen, ein Andere arbeitete an die Initialbuchstaben, und anderen an Illuminationen oder Ledereinband.

Was ist Illumination?

Malereien und Illustrationen in einem Buch waren auch Illuminationen genannt, und sie waren in mittelalterlichen Manuskripte (Handschriften) zu finden.Der Künstler, der die Manuskripte und Bücher mit Illuminationen and Ornamenten illustriert hat, nannte sich Illuminator.

An häufigsten hatten die Illuminatoren die Initialen illustriert, also die ersten Buchstaben von Kapiteln und Büchern. Rote, einfache Initialen waren die billigste Variante. Für den königlichen oder klösterlichen Gebrauch wurden dagegen luxuriöse Initialen auf Goldgrund verwendet. 

Einige aufwendige und teure Manuskripte hatten ganzseitige Illuminationen mit verschiedenen Ornamenten oder Figuren.

Um die Arbeit zu beschleunigen, wurden den Schreibern sogenannte Skizzenbücher zur Verfügung gestellt. In den Skizzenbücher fanden die Buchmaler Rezepte für verschiedene Farbtöne, Muster und Skizzen von Gemälden, Anleitungen zum Dekorieren usw.

Fertige und dekorierte Manuskripte waren unglaublich teuer. Nur die wichtigsten und reichsten Menschen der Zeit konnten sie sich leisten.

Die berühmtesten tschechischen illuminierten Manuskripte

Kunigundenpassional

Das Kunigundenpassional (tschechisch Pasionál abatyše Kunhuty) ist eine reich illuminierte mittelalterliche Handschrift aus dem 14. Jahrhundert.  

Das Andachtsbuch gab Kunigunde von Böhmen, die Äbtissin des Prager Georgsklosters in Auftrag. Die Arbeit an dem Manuskript mit sechsundzwanzig außergewöhnlichen Illuminationen dauerte fast zehn Jahre. Es wurde zum Zeitpunkt von Kunigundes Tod, also um 1321, fertiggestellt. 

Die Illuminationen wurden vom Kanoniker und Schreiber Beneš, und vom Dominikaner Kolda von Colditz verfasst. Die Parabel De strenuo milite (Über dem tapferen Ritter) aus dem Jahr 1312 enthält eine Illumination von Jesus Christus als Ritter und die menschliche Seele als seine Braut. 

Das Passional enthält außerdem eine Doppelseite, auf der Kunigunde von Böhmen als Prinzessin dargestellt ist, die von zwei Engeln gekrönt wird. Ihr Gesicht ist leicht verwischt, vielleicht wegen der Küsse der Gläubigen, die das Blatt als Reliquie betrachteten. 

(Quelle: Wikipedia.org)

Wenzelsbibel

Am Ende des 14. Jahrhunderts wurde für den römischen Kaiser und Sohn Karls IV. eine prächtige Handschrift des Alten Testaments angefertigt, an der mindestens 9 Schreibschulen beteiligt waren. Leider blieb es unvollendet und wäre sonst die umfangreichste tschechische mittelalterliche Handschrift gewesen. 

Das Buch ist mit reichen Bordüren an den Seitenrändern und mit 654 Initialen und kleinen Illustrationen oder Miniaturen verziert, die oft vergoldet sind und den Leser durch die symbolische Welt des böhmisch-römischen Königs führen. Eine der schönsten Illuminationen ist die Initiale W (oder E) mit der Darstellung eines Eisvogels und vieler Figuren.

(Quelle: Wikipedia.org)

Codex Gigas

Mit 75 Kilogramm, der Codex Gigas ist eines der größten handschriftlichen Bücher der Welt. Daher kommt der Name Gigas, griechisch für „riesig“. Der Name bedeutet also etwas wie Riesenbuch. Ursprünglich enthielt es 320 Pergamentblätter, d. h. 640 Seiten im Format 89×49 cm. Aus unbekannten Gründen wurden jedoch acht von diesen Seiten herausgerissen - die Seiten enthielten wahrscheinlich die Benediktinerregel. Die Bibel wird von Holztafeln zusammengehalten, die mit hellem Leder und schmiedeeisernen Verzierungen überzogen sind. 

Codex Gigas wurde vermutlich im frühen 13. Jahrhundert im Benediktinerkloster von Podlažice in Böhmen geschrieben, und ist auch als Teufelsbibel bekannt, nach der berühmten ganzseitigen Illustration des Teufels. Einigen Historikern zufolge handelt es sich um eine der ersten Darstellungen des Teufels überhaupt.


Die Teufelsbibel ist mit der Legende eines Mönchs aus dem Kloster Podlažice verbunden, der mit seinem König Ottokar I. Přemysl. zu einer Expedition nach Basel aufbrach, um die Goldene Bulle von Sizilien zu holen. In Basel traf er einen Magier, der ihn in die Geheimnisse der schwarzen Magie einweihte und ihn in satanischen Ritualen unterrichtete. 

Bei seiner Rückkehr nach Podlažice entdeckte der dortige Abt das sündige Verhalten des Mönchs und befahl, ihn lebendig einzumauern. Um der Strafe zu entgehen, versprach der Mönch, in einer Nacht das größte Buch mit dem gesamten Wissen der Welt zu schreiben. 

Es war klar, dass er eine solche Aufgabe nicht bewältigen konnte, also bat er den Teufel um Hilfe. Der Teufel verfasste das Werk trotz seiner Unlust gegen die biblischen Texten und verbesserte das Buch sogar mit nützlichen Beschwörungsformeln, z. B. gegen Diebe. In dem gesamten Manuskript erwähnt er jedoch nicht ein einziges Mal einen Zauberspruch, mit dem der Teufel selbst ausgetrieben werden kann. Als Dankeschön fügte der Mönch in das Buch ein Bild von Satan selbst bei.

(Quelle: Orlickytydenik.cz)

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