Von Bambusstangen bis zum Revolver. Wie die Schusswaffen sich entwickelten

Von Bambusstangen bis zum Revolver. Wie die Schusswaffen sich entwickelten
Wie Sie im berühmten Dokument Bowling for Columbine erfahren können, in manchen amerikanischen Staaten bekommt man eine automatische Waffe kostenlos bei der Eröffnung eines neuen Bankkontos. Der Waffenbesitz ist das Thema einer leidenschaftlichen Diskussion in vieler Staaten inklusive der Tschechischen Republik. Heute schauen wir uns aber die Geschichte an, wie eigentlich Schusswaffen entstanden. Und wie die schwerfälligen, ungenauen und unverlässlichen Merkwürdigkeiten, die im Schlachtfeld von Bögen besiegt wurden, tödliche Instrumente für Soldaten und Jäger wurden.

Schießpulver – die Grundlage moderner Schusswaffen – erfunden von den Chinesen

Die Entstehung von Schusswaffen hängt eng mit der Erfindung vom Schießpulver zusammen. Den Explosionsfähigkeiten der Kombination von Kaliumnitrat, Schwefel und Holzkohle begegneten chinesische Alchemisten um das Jahr 850 n. Chr. Historiker vermuten, dass es zu dieser umwälzenden Erfindung bei der Suche nach dem Elixier des Lebens kam. 

Am Anfang wurde das schwarze Pulver für harmlose Feuerwerke benutzt, aber bald fand es seinen Weg in die Welt der Waffen. Zuerst waren es Kanonen, folglich Granaten und auch die ersten primitiven Handwaffen. Diese repräsentierte eine Bambusstange, die mit dem Schießpulver und kleinen Projektilen gefüllt wurde. Diese Waffen hatten nur eine minimale Reichweite und wurden nur im Kampf Mann gegen Mann verwendet.

Nach Europa ist das Schusspulver entlang der Seidenstraße gefahren

Dank der Handelsrouten nach Asien und Reisenden, wie zum Beispiel Marco Polo, gerieten das Schießpulver und Schusswaffen ungefähr im 12.Jahrhundert in die Hände der Europäer. Sie verbesserten allmählich die Technologie und stellten neue Arten von Waffen her. 

Am Anfang des 14.Jahrhunderts wurden Schusswaffen völlig auf übliche Weise benutzt. Zuerst das sogenannte Luntenschloss, dann das Radschloss, Steinschlosswaffen und endlich das Anzündhütchen. Dieses entwickelte sich vor allem in Amerika und wurde zum Vorgänger moderner Pistolen. Wie funktionierten die einzelnen Technologien?

Das Luntenschloss

Um das Jahr 1520 tauchen die ersten Waffen mit den sogenannten Nutenzügen. Sie waren schwerfällig, und der Schütze musste bei der Anwendung von diesen Waffen den Stützkopf benutzen. Aber die Präzision dieser Waffen war in ihrer Zeit gar nicht schlecht. Soldaten oder Jäger konnten das Ziel aus einer Entfernung von 200 Meter treffen. Diese Waffen verwendeten das Zündungssystem des Luntenschlosses. 

Das unbeholfene System verlangte eine ständig angezündete Lunte in der Waffe und deshalb gab es ein ständiges Risiko der Selbstentzündung und gleichzeitig erloschen die Lunten oft im Regen. 

Die Waffen mit dem Luntenschloss verkleinerten sich allmählich. Dank der Verkleinerung und Einfachheit der Herstellung, für die man nur die primitivste Ausstattung gebraucht, blieb die historische Herstellungsart namentlich in Asien bis zum 19.Jahrhundert beliebt.

Soldaten mit Schusswaffen mussten Pulverhorne tragen

Historische Waffen für schwarzes Schießpulver mussten nach jedem Schuss aufgeladen werden. Deshalb trugen die Soldaten außer der Waffe auch die sogenannten Pulverhorne – diese wurden zum Beispiel aus Kuhhornen hergestellt und ersetzten die ursprünglichen Lederbeutel, in denen das Schießpulver feucht werden konnte und der Vorteil der Schusswaffe verschwand. In einem Pulverhorn mit einem Holzstöpsel blieb aber das Pulver immer trocken und bereit zum Schießen.

Radschloss

Modernere Waffen verwendeten schon den Mechanismus des Radschlosses, Sie können es als heutiges Feuerzeug vorstellen. Es wurde in Schusswaffen benutzt, die im Voraus aufgeladen wurden und sie wurden von deutschen Handwerker im 18.Jahrhundert entwickelt. Sie fanden heraus, dass zur Entzündung des Schießpulvers nur ein Funken genügt, also eine brennende Flamme wird nicht benötigt. 

Deshalb erdachten sie ein System, dessen Grundlage ein Rad mit einer schartigen Oberfläche war, die mit dem Auslöser durch einen Feder verbunden war. Beim Drücken des Auslösers neigte sich die Feuerstahl zum Rad und das Rad drehte sich um. Dadurch entstand der geforderte Funke.

Der geschickte Mechanismus war aber sehr teuer und konnte nicht als Ausrüstung für die ganze Armee verwendet werden. Seine Anhänger fand er jedoch beim Adel und Waffen mit dem Radschloss setzten sich vor allem bei Jagd durch.

Steinschlosswaffen

Einen weiteren Schritt in der Entwicklung machten Steinschlosswaffen. Sie verwendeten das System, das auch spanisches Schloss genannt wird, weil es sich am Anfang des 16.Jahrhunderts am meisten in Spanien verbreitete (es wurde aber wahrscheinlich in Spanien erfunden). Der geforderte Funke wurde durch einen drehbaren Hahn angezündet, den der Schütze durch den Auslöser spannte. 

Der Hahn machte nach dem Drücken des Auslösers durch die Reibung um den Feuerstein einen Funken und gleichzeitig öffnete den Deckel der Zündpfanne, wo sich das Schießpulver befand. Dies wurde durch den Funken angezündet und es kam zum Ausschuss des aufgeladenen Projektils. 

Dank seiner Einfachheit und billiger Herstellung wurde das Steinschloss häufig in der Armee verwendet. Weiter entwickelten es auch die Franzosen in ihren Musketen. Mit Steinschlössern kam auch die Entwicklung von einhändigen Waffen. Beliebt waren zum Beispiel Perkussionspistolen von Forsyth.

Eine der ältesten Schusswaffen kommt aus Tschechien

In der Tschechischen Republik wurden insgesamt 7 Waffen in einer Haken-Form entdeckt – die ältesten Schusswaffen, die von den Hussiten verwendet wurden. Diese Entdeckungen beweisen, dass tschechische Länder zu den ersten Gebieten gehörten, in denen Schusswaffen entstanden. Schießen aus dieser Waffe war jedoch wahrscheinlich sehr ungenau und diente eher zur Schaffung von Chaos im Schlachtfeld. Eine größere Gefahr entstand aber für die Person, die die Waffe bediente als für den Feind.

Anzündhütchen

Das Steinschloss wurde in verschiedenen Variationen bis zum 19.Jahrhundert verwendet, wann die Perkussionspistolen entstanden. Diese formten einen Becher, dessen Boden mit einer Zündungsmischung gefüllt wurde (zum Beispiel Schießpulver mit Ammoniumchlorat). Diese Mischung wurde mit dem Hahn angeschlagen, der von der Schütze gespannt und gelöst mithilfe des Auslösers wurde (das System ist ähnlich wie beim Steinschloss.)

Patent auf das Anzündhütchen ließ sich Joshua Shaw im Jahr 1822 in den USA registrieren. Es handelte sich um den ersten Fortschritt in der Entwicklung der Waffen, die außerhalb Europas stattfand. Das System propagierte Samuel Colt noch mehr und seine Revolver bekamen die ersten massenhaft verbreiteten Waffen. 

Paradoxerweise, dieses System wurde am spätestens in der britischen und amerikanischen Armee angesetzt, im Jahr 1842. Schon nach zwanzig Jahren wurden Perkussions- und Steinschlosswaffen durch das System der einheitlichen Patrone mit metallischen Patronenhülse, die von hinten aufgeladen werden, ersetzt. In verschiedenen Variationen wird dieses System bis heute in manchen Gewehren verwendet. 

Im Jahr 1892 kam die Erfindung der automatischen Waffen, die völlig den Verlauf der Kriegskonflikte änderte. Die ursprünglichen oben erwähnten Technologien werden nur als historische Waffenrepliken verwendet. Mehr zu diesem Thema vielleicht nächstes Mal. 

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Kommentare (3)

Andreas Kurpisz
Tag 24.6.2023 In 13:16:53
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Erste brauchbare Patronenwaffen tauchten zwar bei Gewehren mit dem Henry rifle um 1860 auf, und um 1856 tauchten auch erste Patronenwaffen bei Pistolen und Revolver auf ,aber bei letzteren dauerte es noch bis 1869 bis wirklich brauchbare leistungsfähige Revolver verfügbar waren sie mit der Leistung der Perkussionsrevolver mithalten konnten , und auch das Smith & Wesson US Patent für durchbohrte Revolvertrommeln lief auch erst 1869 aus ,welche bis dahin nur schwache kleinlalibrige Modelle anboten.

Ehrenfried König
Tag 3.3.2023 In 14:05:55
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Ich finde den Artikel prinzipiell nicht schlecht. Es wird jedoch so dargestellt, als hätte die Waffentechnik mit dem Luntenschloss begonnen. Das ist historisch falsch. Die ersten Pulverwaffen wurden allesamt ohne ein Schloss/Feuermechanismus gefertigt. Man musste die Waffe laden und dann eine Lunte an eine, mit Schwarzpulver gefüllte, Bohrung halten.

Gudrun Henkel
Tag 30.1.2023 In 12:20:52
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Meine Enkelin (Schweiz) muss ein Referat halten über eine Steinschlosspistole: Ornament Hirsch, Löwe, Schild/ Fahne . Datierung 1735. Keine weiteren Hinweise. Ich möchte ihr bei der Suche helfen. Können Sie mir bitte Hinweise geben, wo ich recherchieren kann? Vielen Dank Gudrun Henkel

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