Die Plattnerei: ein vergessener Beruf oder eine Chance für heutige Handwerker?

Die Plattnerei: ein vergessener Beruf oder eine Chance für heutige Handwerker?

Plattner waren Schmiede, die sich auf die Herstellung von Plattenpanzern spezialisierten. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen schien das goldene Zeitalter der Plattner aber definitiv vorbei zu sein. Dennoch ist dieses Handwerk bis heute nicht ganz verschwunden. Wie hat sich die Plattnerei seit in der Geschichte entwickelt? Warum besteht weiterhin ein hohes Interesse an historischen Rüstungen (nicht nur) bei Fans historischer Schlachten? Lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr über hervorragende Plattenpanzerhersteller (nicht nur) in der Tschechischen Republik!

Am Anfang stand der Schwertkampf

Das Jahr 1989 gilt als Wendepunkt in der modernen Geschichte der Rüstungsherstellung in ganz Mitteleuropa: Alte Handwerke, darunter auch die Plattnerei, begannen wieder aufzublühen.

Überraschenderweise (oder vielleicht war das auch nicht so überraschend) war es historisches Fechten, das das Interesse an historischen Rüstungen neu belebte. Immer mehr Menschen interessierten sich für dieses Hobby, das auch als Historical European Martial Arts (HEMA) bekannt ist. Es bot eine Flucht aus dem Alltag und einen Blick in die Geschichte.


WUSSTEN SIE, DASS... der älteste noch existierende Fechtklub „Riegel“ in den böhmischen Ländern im Jahr 1902 gegründet wurde? Er wurde nach seinem ersten Meister, Leutnant Dominik Riegel (1840-1920), benannt.

Der eigentliche „Boom“ der historischen Schwertkunst kam mit der Jahrtausendwende: Zwischen 2000 und 2005 stieg das Interesse an alten Waffen und historischer Kleidung, Schuhen, Schmuck oder Rüstungen und anderen Repliken von Rüstungen sprunghaft an. Aufgrund der ungebrochenen Nachfrage konzentrierten sich in den folgenden Jahren viele kleinere Handwerksbetriebe auf die Herstellung von historischen Gegenständen.

Über die Herstellung von Plattenrüstung ist wenig bekannt

Im Gegensatz zu den mittelalterlichen Meistern sah sich die neue Plattner-Generation jedoch mit einem grundlegenden Problem konfrontiert: Es sind nur bruchstückhafte Informationen über die Herstellungsverfahren oder die damals verwendeten Materialien erhalten geblieben. Aufmerksame Forscher können in Chroniken und anderen zeitgenössischen Quellen kurze Hinweise finden, aber selbst in dieser Hinsicht ist das Wissen eher spärlich.

Die Handwerker ließen sich davon jedoch nicht entmutigen - sie mussten aber erfinderisch sein, um dieses Handwerk wieder betreiben zu können. Im Laufe der Jahrhunderte begannen sie, die vergessenen Techniken und Fertigkeiten bei der Herstellung von Metallrüstungen zu rekonstruieren. Gleichzeitig hatten sie die Gelegenheit, altes Handwerk kennen zu lernen, aber mit modernen Materialien zu arbeiten.

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Jeder erfahrene Plattner muss die Entwicklung von Plattenrüstungen im Detail kennen, damit er für seine Kunden eine passende Plattenrüstung herstellen kann, die in ihren Parametern und ihrem Aussehen dem gewünschten Zeitraum und Zweck entspricht.

Ein Überblick über die Geschichte der Plattnerei: von der Antike bis an die Grenze der Neuzeit

Die Herstellung von Plattenrüstungen hat seit dem Anfang eine rasante Entwicklung durchlaufen. Im Folgenden finden Sie eine kurze Beschreibung der verschiedenen Epochen und Ereignisse, die einen bedeutenden Einfluss auf die Technologie der Metallverarbeitung und Rüstungsherstellung hatten.

1. Antike

Die frühesten erhaltenen Darstellungen von Kriegern mit Metallhelmen stammen aus der sumerischen Zeit und werden auf die Zeit zwischen 3500 und 1950 v. Chr. datiert. Aus dem späteren ägyptischen oder persischen Reich kennen wir Rüstungen aus Bronzeschuppen.

Eine bedeutende technologische Entwicklung der Metallrüstungen fand zur Zeit des antiken Griechenlands statt. Infanterie-Soldaten, Hopliten genannt, trugen zum Schutz von Brust und Rücken einen Kürass. Ein schwerer Bronzehelm schützte ihren Kopf, und an den Schienbeinen trugen sie bronzene Beinschienen.

Im antiken Rom finden wir neben den Ketten- und Schuppenrüstungen (die von den ärmeren Mitgliedern der Armee getragen wurden) auch Plattenrüstungen. Diese bestanden aus überlappenden Eisenplatten. Diese Art von Rüstung wurde später auch von den römischen Legionären verwendet und als Lorica Segmentata bekannt.

Metallplatten wurden langsam zu einem üblichen Bestandteil der militärischen Rüstung, bis die Rüstung fast nur noch aus ihnen bestand.

2. Das Mittelalter

Dank der Entwicklung der Technologien und Metallverarbeitung entstanden im Mittelalter spezialisierte Berufe und Handwerker.

Von der Schmiedekunst wurden andere spezialisierte Handwerke abgetrennt, wie z. B.:

  • Schwertmacher (Klingenmacher)
  • Rüstungsschmiede - Hersteller von Kettenrüstungen
  • Gürtler - die Hersteller von Gürteln
  • Plattner - die Hersteller von Plattenrüstungen

Die größte Entwicklung erlebte die Plattnerei im 14. Jahrhundert, als sie zu einem sehr wichtigen Handel wurde.


WUSSTEN SIE, DASS... Viele Menschen glauben, dass Plattenrüstungen die Bewegungsfreiheit einschränkten und sehr schwer waren. Aber das ist nicht ganz richtig. Ein kompletter Plattenpanzer wog etwa 20 Kilogramm, das ist weit weniger, als die Soldaten heute tragen müssen. Da das Gewicht gleichmäßig auf den Torso, den Kopf und die Gliedmaßen verteilt war, war die Beweglichkeit recht gut. Der Schleifer war auch Mitglied der Plattner-Gilde - er schliff die Rüstungen für die Werkstätten der Gilde.

Im späten Mittelalter verbreitete sich stark die Plattenrüstung (und die Herstellung davon), und zwar aus zwei Gründen:

  1. Die Bedeutung der Infanteriekrieger nahm zu. Der berittene Adel war nicht mehr immer ein entscheidender Teil der Armee. Die Infanterie hingegen tritt immer mehr in den Vordergrund. Eine große Anzahl von Soldaten musste jedoch entsprechend bewaffnet werden, was nicht einfach war.
  2. Aufgrund der bedeutenden Entwicklung von Bögen und Armbrüsten zu dieser Zeit war es notwendig, die Plattenrüstungen so zu verbessern, dass sie z. B. Armbrustpfeilen widerstehen konnten. Zuerst begann man, die Kettenrüstungen mit Metallplatten zu verstärken.

Eisen- oder Metalplatten als schützendes Element der Rüstung ersetzten allmählich die bis dahin verwendeten Materialarten, insbesondere Leder und Kettenzeug.

Als wichtigste Herstellungszentren von Plattenrüstung galten zu dieser Zeit:

  • Süddeutschland (Augsburg, Landshut und Nürnberg),
  • Norditalien (Mailand),
  • Tirol (Innsbruck)

Neben der hochwertigen Produktion entstanden zu dieser Zeit in ganz Europa auch Werkstätten, die eine billigere Rüstungsproduktion anboten und etwa 70 % der gesamten Rüstungsproduktion ausmachten. Dabei spielten nicht mehr erstklassige Materialien oder Verarbeitung, sondern vor allem der Preis die entscheidende Rolle.

3. Frühe Neuzeit und Moderne

Die rasante Entwicklung der Feuerwaffen in dieser Zeit veränderte schließlich die Kampfweise und Kriegsführung (nicht nur) auf den europäischen Schlachtfeldern. Plattenrüstungen und andere Rüstungsarten verschwanden allmählich von den Schlachtfeldern.

Viele von ihnen wurden zu Alltagsgegenständen umgewandelt. Einige Rüstungen wurden von privaten Sammlern gerettet.

Erst im 19. Jahrhundert - mit der allmählichen Wiederbelebung des Interesses am Mittelalter - wurden auch historische Rüstungen als Erinnerung an alte Zeiten für viele interessant und zogen die Aufmerksamkeit von Kunstliebhabern und Forschern auf sich. Es entstanden auch Nachbildungen alter Rüstungen, die noch heute in europäischen Schlössern und Burgen zu sehen sind.


WUSSTEN SIE, DASS... viele Teile von Plattenrüstungen einen eigenen Namen hatten, z.B. Armkacheln, Schwebscheiben (zum Schutz der Achselhöhlen), Diechlinge (Schenkelstücke), Kniekacheln, Brayette, Halsberge, usw.

Kurzer historischer Exkurs: Verzierung der Plattenrüstung - Luxus oder Notwendigkeit?

Obwohl die Plattenrüstung in erster Linie seinen Träger im Kampf schützen sollte, hatte sie auch eine sekundäre Funktion: sie zeigte den sozialen Status des Trägers an. Nach und nach wurden auch vergoldete, silberne, gravierte oder auf eine andere Weise verzierte Rüstungen hergestellt.

Wohlhabende Herrscher und Mitglieder einflussreicher Familien gaben ohne Zögern erhebliche Summen für verzierte Rüstungen aus.

Die Plattenrüstung des Herzogs von Mailand, Lodovico il Moro (1452-1508), soll drei Dörfer oder fünfhundert Kühe wert gewesen sein!

Die luxuriöseste Plattenrüstung, der bis heute erhalten geblieben ist, gehörte jedoch König Heinrich VII. (1491–1547). Der berühmte englische Monarch ritt in seiner Rüstung auch auf seinem Pferd. Allerdings musste er mit einem Flaschenzug raufgehoben: die Rüstung wog cca180 Kilogramm.

Der Plattner selbst beherrschte die Verzierungstechniken nicht. Wenn es ihm jedoch gelang, eine reiche Kundschaft zu gewinnen, beauftragte er andere Fachkräfte.

Plattnerei in der Tschechischen Republik

Trotz des wachsenden Interesses an Repliken historischer Rüstungen zu Beginn dieses Jahrtausends ist in den letzten Jahren wieder ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Das Interesse am Plattnerei geht langsam zurück.

Der Grund dafür ist der immer häufigere Kauf von Waren im Ausland. Einer der weltweit größten Hersteller von Rüstungen und Waffen sind die Inder, die ihre Produkte auch an die Filmindustrie liefern. Tatsächlich ist kein anderer Hersteller in anderen Ländern der Welt in der Lage, Waren in solchen Mengen zu liefern wie die Hersteller in Indien.


WUSSTEN SIE, DASS... das deutsche Auktionshaus Hermann Historica die Möglichkeit bietet, die Preise von Repliken mit denen von Originalen zu vergleichen?

In Tschechien gehören zu den bekanntesten Plattner zum Beispiel: Klepáč, Brožka oder Nádvorník. Ihre Repliken werden sowohl in andere europäische Länder (Deutschland, Italien, Frankreich...) als auch nach Australien oder USA exportiert.

Wo kann man Plattenrüstungen kaufen?

Wenn Sie Ihre bestehende Sammlung um eine Replik einer historischen Plattenrüstung ergänzen möchten, können Sie eine der folgenden Möglichkeiten nutzen:

  1. Besuchen Sie ein Online-Gebrauchtwarengeschäft: In einem Gebrauchtwarengeschäft finden Sie gebrauchte und günstige Waffen oder Plattenrüstungen.
  2. Suchen Sie Gruppen und Firmen auf Facebook: Auf sozialen Netzwerken gibt es eine große Gemeinschaft von Menschen, die sich für Repliken von historischen Rüstungen und Waffen interessieren. Schauen Sie sich die Unternehmensseiten der örtlichen Waffenschmiede an, oder suchen Sie nach Gruppen, die Fans von historischen Gegenständen versammeln, zum Beispiel LARP Gruppen.
  3. Kaufen Sie in einem geprüften Online-Shop. Bei uns finden Sie auch sehr authentische Repliken von Ritterrüstungen, Panzerhandschuhe, Helme, und andere Rüstungsteile.
  4. Wenden Sie sich direkt an den Hersteller der Plattenrüstungen. Suchen Sie nach einer Rüstungs-Werkstatt und lassen Sie sich eine maßgeschneiderte Ritterrüstung anfertigen. Rechnen Sie dabei mit einer langen Lieferzeit: auf eine neue Rüstung werden Sie wahrscheinlich ein paar Monate warten müssen.

Haben Sie einen Tipp für einen geprüften Rüstungshersteller in ihrem Land, den Sie anderen empfehlen können? Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren unter diesem Artikel mit!

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