Die Geschichte der Kreuzzüge, Teil 2: Aufstieg und Fall der Kreuzfahrer

Die Geschichte der Kreuzzüge, Teil 2: Aufstieg und Fall der Kreuzfahrer
Im 12. Jahrhundert verloren die Kreuzfahrer Jerusalem. In der Zwischenzeit gründeten sie jedoch mehrere Feudalstaaten im Heiligen Land. Die Souveränität ihrer Herrscher wurde - wie in Europa - durch mächtige Schlösser symbolisiert, in deren Räumen sich die höfische Kultur, bereichert durch orientalische Einflüsse, entwickelte.

Ritter und edle Damen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Quelle: „The Costumes of All Nations“ (1882), Illustration: Albert Kretschmer

Ritter wurde zum Träger aller westlichen christlichen Tugenden. Und die Ostkirche sollte von dem Mauern von Konstantinopel geschützt sein. Gut gesagt! Natürlich ist die Geschichte voll von Paradoxien.

Das „lateinische" Imperium

Im Jahr 1204 wurde Konstantinopel von einer großen Katastrophe getroffen. Das orthodoxe Byzanz wurde durch den Vierten Kreuzzug erobert, und die Kreuzritter errichteten hier ein lateinisches „Römisches Reich“.

Kreuzritter beim Gebet. Quelle. Pachta

Manche lokalen Herrscher unterwarfen sich daraufhin den Lateinern (oder „Franken“), andere abspalteten sich. Die Vermischung östlicher und westlicher Kulturen spiegelte sich in der Rüstung der Krieger wider, von denen viele aus den Kreuzfahrerstaaten („Übersee“) stammten.

Die lateinische Herrschaft bedeutete jedoch nicht das Ende von Byzanz. Im Jahr 1261 gelang es dem Regenten von Nizäa, Michael Palaiologos, Konstantinopel den Händen des Westens zu entreißen und den Ruhm des Oströmischen Reiches wiederherzustellen.

Dämmerung über dem Heiligen Land

Nach der Plünderung von Byzanz folgten mehrere weitere Kreuzzüge, darunter der so genannte Kinderkreuzzug. In diesem Fall handelte es sich jedoch höchstwahrscheinlich nicht um eine Expedition von Minderjährigen (übrigens weiß Gott, was ihre Eltern dazu gesagt hätten), sondern eher um eine Expedition von einfachen Menschen vom Lande („Kinder Gottes“), die von religiösen Verrückten angeführt wurden. Diejenigen, die die lange Pilgerreise überlebten, fielen christlichen Piraten - Sklavenhändlern - zum Opfer.

Eine ritterliche Schlacht auf einer Buchmalerei aus dem 13. Quelle. Pachta

Der Höhepunkt der militärischen Anstrengungen der Christen ist jedoch der neunte Kreuzzug. Nach dem Tod des Anführers der Kreuzfahrer, König Ludwig XI. von Frankreich, setzte Prinz Edward von England die Kämpfe fort.

Der fromme und glorreiche Engländer verfügte jedoch nur über eine sehr begrenzte Streitmacht (etwa 2.000 Krieger). Edward wusste, dass seine Streitkräfte die großen, gut organisierten Armeen der ägyptischen Mamelucken, die im 13. Jahrhundert die Kontrolle in der Übersee übernommen hatten, nicht besiegen konnten.

Außerdem wurden die Unstimmigkeiten zwischen den westlichen Christen immer deutlicher – die Venezianer und Genuesen handelten immer häufiger mit den Heiden.

Die christlichen Tataren

Deshalb beschloss Prinz Edward, dort um Hilfe zu bitten, wo es keinem von uns heute in den Sinn käme - bei den Mongolen (Tataren)! Denn die Ritter der östlichen Steppen hatten ihre Herrschaft bis an die Grenzen der muslimischen Welt ausgedehnt, und viele von ihnen bekannten sich zudem zu einer nestorianischen Form des Christentums. Der Nestorianismus oder die Assyrische Kirche des Ostens gehört zu einer Gruppe alter Ostkirchen, die sich im 5. Jahrhundert von der offiziellen Reichskirche abspalteten und eigene Wege gingen. Die Mongolen lernten die christliche Lehre über China kennen, wo Missionare aus Syrien sie im 7. Jahrhundert verbreiteten.

Ein mittelalterlicher Mongolenkrieger - Rekonstruktion. Quelle. E. Pachta

Leider, selbst das mongolische Kontingent konnte die massive muslimische Armee nicht besiegen. Nach einem Jahr erkannte das auch Eduard. Er schloss einen Waffenstillstand mit den Muslimen, überlebte den Angriff eines Assassinen und kehrte im September 1272 nach England zurück, wo er den Königsthron bestieg.

Trotz der Bemühungen der Päpste wurde kein neuer Kreuzzug mehr organisiert. Im Jahr 1291, nach dem Fall der Festung St. Jean de Acre (Akkon), räumten die Kreuzfahrer ihre letzten Stützpunkte in Tyrus, Sidon und Beirut. Das Heilige Land war verloren.

Das Wappenschild des Großmeisters der Tempelritter, der bei der Verteidigung von Akkon fiel. Foto: M. Coupek/E. Pachta

Der Deutsche Orden

Der Orden der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem, auch „Der Deutsche Orden“ genannt, war ein Ritterorden der Kreuzfahrer.

Wenn ein „adeliger“ Sohn in einen Ritterorden eintrat, war das in der Regel Der Deutsche Orden - Unter anderem, weil er keine abenteuerliche Reise nach Übersee machen musste – Der Deutsche Orden war in Nordosteuropa tätig, und dost verbreitete das Christentum mit dem Schwert in der Hand.

Ein Ritter aus dem frühen 14. Jahrhundert, Codex Manesse. Quelle: E. Pachta

Die Ursprünge des Ordens liegen in einem Feldhospital im Heiligen Land, irgendwann im späten 12. Jahrhundert. In den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts trug sie dazu bei, die Ostgrenze Ungarns gegen die Heiden zu verteidigen. Das Problem war aber, der Orden erhob Anspruch auf bestimmte Gebiete, und die Ungarn haben daraufhin die westlichen Fremden vertrieben.

Die große Herausforderung kam im Jahr 1226, als die Kreuzfahrer von Konrad von Masowien aufgefordert wurden, ihm im Kampf gegen die heidnischen Preußen zu helfen. Hier, in Preußen, gründeten die Kreuzfahrer schließlich ihren eigenen Staat, der die zukünftige Geschichte Europas beeinflussen sollte. Im Jahr 1236 wurden die livländischen Schwertritter in den Kreuzritterorden aufgenommen, und gemeinsam planten sie vielleicht einen Kreuzzug gegen die orthodoxen russischen Fürsten. Trotz mehrerer Niederlagen hatten die deutschen Kreuzfahrer lange Zeit ein Herrschaftsgebiet im Baltikum und existieren noch heute in Form einer karitativen Organisation.

Großmeister des Deutschen Ritterordens (links) und livländischer Schwertritter aus dem 13. Jahrhundert. Quelle: E. Pachta

Die Elite der mittelalterlichen Armeen

Westeuropäischer Ritter, Rekonstruktion der Schlacht von Bouvines (1214), Quelle: E. Pachta

Der Ritter des 13. Jahrhunderts unterschied sich bereits deutlich von seinen früheren Vorgängern. Sein Aussehen spiegelte die Mode der Zeit sowie das zunehmende Niveau und die Spezialisierung der Handwerkskunst wider. Zu der Ritter-Ausrüstung der Zeit gehörten das Kettenhemd mit einer Kapuze und Handschuhe („Kettenrüstung“), und die Kettenbeinlinge. Der Helm, anfangs durch ein festes Visier ergänzt, entwickelte sich zu einem schweren Topfhelm, der den gesamten Kopf schützt.

Topfhelm aus den Kreuzzügen

Über seiner Rüstung trugen die Ritter ein ärmelloses Kampfrock, der sogenannte Wappenrock. Der größere Teil des Pferdes der reichsten Ritter war mit einer großen Schabrake bedeckt; die Chroniken sprechen dann von „bedeckten Pferden“ oder ärmeren, aber zahlreicheren „unbedeckten“ Pferden. Diese Verkleidungen stammen ursprünglich aus dem Heiligen Land und dienten zum Schutz vor der heißen subtropischen Sonne.

Ein Ritter zog nicht allein auf einen Kriegszug. Neben den Dienern, die für die Wagen mit den Waffen, Zelten, Vorräten usw. zuständig waren, wurde er von einem Pagen und mindestens einem Reiter sowie von mehreren Fußsoldaten begleitet. Der Ritter sparte sein teures, schweres Schlachtross (Destrier) und bestieg es nur vor der Schlacht - für den Transport benutzte er ein leichteres Pferd oder Maultier. Ein Ritter mit Gefolge wurde als „Gleve“ oder „Glefe“ genannt (das Word bezeichnete eine Stangenwaffe, eine Lanze). Ein Schild wurde benutzt zu der Verteidigung, war aber kleiner und dreieckig geformt.

Reiterschild aus dem 13. Jahrhundert.

Ritterschlag (Accolade)

Keiner wird als Ritter geboren. Erst ab dem 15. Jahrhundert durften sich auch Angehörige des niederen Adels so nennen. Bis dahin galt der Titel Ritter nur für diejenigen, die zum Ritter geschlagen wurden. Vor der Zeremonie, bei der der Monarch mit den Worten „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, ...“ feierlich auf die Schultern des knienden Jünglings schlug und ihm dann die Waffe an die Hüfte heftete, musste der künftige Ritter eine jahrelange harte Ausbildung durchlaufen und persönliche Tapferkeit im Kampf beweisen.

Deutscher Turnierhelm mit Schmuck, 13.-14. Jahrhundert.

Noch um 1500 dienten adlige Jungen als Pagen an den Höfen des Hochadels. Hier hatten sie auf sehr harte Weise Bescheidenheit und Beharrlichkeit gelernt, sowie auch die komplexen Regeln der Höflichkeit. Sie wurden ständig im Reiten und im Umgang mit Waffen geschult. Als sie etwa fünfzehn Jahre alt waren, waren sie perfekt ausgebildet in allem, was sie für ihr zukünftiges Leben brauchten - um den Kern der mittelalterlichen Armeen zu bilden. Ein Ritter durfte sein eigenes Wappen haben und genoss Privilegien, für die er ohne zu zögern bereit war, sein Leben zu geben.

Eine mittelalterliche Schlacht begann mit einem Angriff von Rittern und entwickelte sich bald zu einer Reihe von Zweikämpfen zwischen Ritterpaaren. Die meiste Zeit war es ein heftiger Kampf, voller verrückter und verzweifelter Taten. Es konnte aber auch vorkommen, dass es gar nicht zu einer Schlacht kam und der Krieg zu einer bloßen Plünderung des gegnerischen Territoriums verwandelte oder mit Friedensverhandlungen endete. Ritterliche Turniere waren eine Art Kampftraining und Vorbereitung.

Eine ritterliche Schlacht, Darstellung aus Kreuzfahrerbibel. Quelle: E. Pachta

Tödliche Waffe

Gotisches Schwert

Das Schwert, bis Mitte des 14. Jahrhunderts eine Hiebwaffe, diente im Mittelalter als schreckliche Kriegswaffe. Die schriftlichen und bildlichen Berichte über abgetrennte Gliedmaßen durch Rüstungen und abgetrennte Köpfe durch Helme sind sicherlich keine Übertreibung. Ein starker Krieger konnte seinen Gegner buchstäblich mit dem Schwert in Stücke hauen. Ein Bericht aus 1272 in Ungarn beschreibt ein Duell, in dem Kisecky tötete Béla, und „zerstückelte ihn mit seinem Schwert“. Die Körperteile hatten dann „die ungarischen Prinzessinnen mit Tränen gesammelt“.

Schwere Infanterie mit einem Zweihänder und einem Helm („Eisenhut“). Ende 13. bis Anfang 14. Jahrhundert. Quelle: E. Pachta

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