Infanterie der kaiserlichen japanischen Armee

Infanterie der kaiserlichen japanischen Armee
Über die legendären Samurai, ihre Waffen und Rüstungen können Sie in unseren früheren Artikeln auf unserer Website lesen. Weitaus weniger bekannt ist jedoch die Geschichte der japanischen Fußsoldaten des mittelalterlichen Japan - die Ashigaru (wörtlich „leichtfüßig“), die aus breiten Bevölkerungsschichten rekrutiert wurden.

Der Tod im Kampf bringt dich in den Himmel, die Feigheit in die Hölle.

Das Motto der Ikko-ikki

Die Schlacht von Nagashino, 1575, von einem japanischen Künstler; im Vordergrund Infanterie, bewaffnet mit Arkebusen und Bögen Quelle: E. Pachta

Die Ashigaru

Der Begriff selbst entstand in dem Nanboku-chō-Krieg (1336-92) während der Zeit der Mongoleneinfalle. Der Begriff shashu no ashigaru bezeichnete Bogenschützen von niederer Herkunft. Ein Jahrhundert später - im Onin-Krieg (1467–1477) - taucht der Begriff wieder auf. Diesmal bezeichnete er einen Soldatentyp ohne Rüstung oder Schuhwerk, manchmal sogar auch ohne Waffen (deshalb „leichtfüßig). Die Ashigaru mussten diese erstdurch Plünderung des Feindes gewinnen. Für diese Art von Männern war es leicht, einen Daimyō („Fürst“, Herrscher) zu finden, der kampffähige Soldaten brauchte. In den Gebieten um die japanische Hauptstadt kam es zu heftigen Machtkämpfen, begleitet von Plünderungen und Bränden.

Ursprünglich wurden die Ashigaru ohne Anspruch auf Söldnerlohn angeworben, durften aber nach der Schlacht plündern oder aus den eroberten Gebieten nehmen, was sie brauchten. Die meisten Daimyō-Armeen setzten sich größtenteils aus diesen Soldaten zusammen, die zuvor kaum mehr als Bauern waren. Die Soldaten aus der Insel Shikoku waren dafür berühmt, dass sie ihre Lanzen stets griffbereit hatten und sie sowohl für die Reisernte als auch für den sofortigen Einsatz im Kampf verwendeten.

Etwa ab dem 15. Jahrhundert begannen die japanischen Armeen zu wachsen, von einigen Dutzend oder Hundert im 13. Jahrhundert auf Tausende und Zehntausende. Auch die Zahl der „leichtfüßigen“ Ashigaru-Fußsoldaten, bewaffnet mit Hellebarden, geradlinigen Speeren, Bögen und Schwertern, nahm stetig zu. In dieser Zeit hatten sie bereits eine neue Art von Rüstung namens Hara-Ate (Bauchschutz). Der Hara-Ate war eine leichte Rüstung, und bedeckte nur die Vorderseite des Körpers. Sie besteht aus einer Art Schürze die aus einem Brust- und einem Oberschenkelstück besteht, und wurde mit Bändern am Rücken fixiert. Hara-Ate-Rüstung hatte meist nur einen dreiteiligen Rock, Kusazuri, der nur die Oberschenkel schützte. Am Kopf trugen sie einen einfachen Helm aus lackiertem Papier.

Reenactor als Langbogenschütze Quelle: E. Pachta

Zeit der kriegsführenden Lande

Die Sengoku-Zeit (jap. Sengoku Jidai), oder auch die „Zeit der gegeneinander kriegsführenden Lande“ oder „die Zeit der streitenden Reiche“ war eine Zeit des langwierigen Bürgerkrieges in Japan. Als die vorherige Regelung fiel, kam es zu schweren politischen Machtkämpfen zwischen Daimyō innerhalb Japans. Der Beginn der Sengoku-Zeit wird auf etwa 1477 (Ōnin-Krieg) datiert, und dauerte bis 1615.

Die Ashigaru werden einflussreich

Im Ōnin-Krieg waren die Ashigaru-Fußsoldaten für ihre Plünderungen bekannt. Ihr Angriff im Kyoto hat nur Trümmer hinterlassen. Die meisten von ihnen waren durch keine Rüstung geschützt und kämpften sowohl in organisierter Form als auch als Guerillas. Da es sich um „einfache“ Männer und Nichtadlige handelte, weigerten sich einige Kriegsherren, sie in der Schlacht einzusetzen. Aus diesem Grund entstanden die Ashigaru taisho („Ashigaru-Generäle“) - die Befehlshaber, die ausschließlich Ashigaru-Einheiten befehligten.

Die Taisho waren auch für die Disziplinierung der Ashigaru zuständig, die größtenteils vulgär und ungebildet waren. Oda Nobunaga (1534-1582), einer der mächtigsten japanischen Daimyō, setzte Ashigaru gern und gezielt ein, und Toyotomi Hideyoshi (1536-1598) stammte selbst aus einer Bauer-Familie.

Hideyoshi Toyotomi in einer historischen Darstellung Quelle: Wikiwand

Der höchste Rang unter den Ashigaru war der ashigaru kashira (Hauptmann). Ein ashigaru kashira befehligte eine Ashigarukompanie (gumi) von 150 bis 200 Mann mit mehreren Waffenarten. Unter der kashira gab es die no gashira (Leutnants) die kleinere Einheiten von 30 bis 50 Bogenschützen oder Speerkämpfern befehligten, und dann gab es die teppo ko goshira (Arquebuiser-Offiziere).Es gab auch kleinere Einheiten - tai -, das Äquivalent zu den europäischen Schwadronen oder Pelotons.

Die Hellebarde wurde immer seltener verwendet und durch einen geradlinigen Speer ersetzt, der bis zu einer maximalen Länge von etwa 8 m verlängert werden konnte. Diese Stangenwaffe ist als nagae-yari bekannt.

Japanischer Druck, Samurai mit einem Yari aus dem 16. Jahrhundert. Quelle: Yoshitoshi Taiso 1839-1892: Skull Pole and the Full Moon - Tsuki Hyakushi #52

Waffen von europäischen „Barbaren“

Im Jahr 1543 tauchten erstmals Arkebusen (Luntenschlossgewehr) auf, als portugiesische Händler sie auf die japanische Insel Tanegashima brachten Die Japaner kopierten den Zündmechanismus und, bald veränderte der Einsatz dieser Feuerwaffen für immer die Kampfart in Japan. Die japanische Arkebuse ist als Tanegashima bekannt.Die Soldaten mit Arkebusen bildeten eine Unterabteilung innerhalb der Ashigaru. Unter Ashigaru gab es:

  • Ashigaru mit Speeren,
  • Ashigaru mit Bögen,
  • Ashigaru mit Arkebusen.

In einigen Fällen bildeten die Ashigaru mit Bögen und Arkebusen eine Einheit - die Fernkampfeinheit.

Ashigaru bewaffnet mit Arkebuse, 16. Jahrhundert Original-Aquarell: Edgar Pachta

Einer der Vorteile der Arkebusiere bestand darin, dass sie nur ein wenig Training und Disziplin brauchten. Die Verwendung der Waffe selbst stellte jedoch ein Risiko für den Arkebusier dar - um die Waffe schießen zu können, der Soldat brauchte eine dauernd brennende Lunte dabei. Die ungewollte Explosion wurde nur dadurch verhindert, dass die Lunte von der Pfanne mit Schießpulver bis zum Schießbefehl getrennt gehalten wurde.  Die Ashigaru mit Arkebusen waren immer wichtiger, aber es war nicht einfach, Munition zu beschaffen, da die für die Herstellung von Schießpulver erforderlichen Stoffe in Japan nicht verfügbar waren und importiert werden mussten.

Langsam zu laden und feuern

Luntenschlossgewehren konnten nur sehr langsam nachgeladen werden. Zunächst mussten die Soldaten in den Gräben in einer Reihe formieren und auf einem Knie ruhen. Dann zündeten die Soldaten die Lunte mit einem Feuerstein. Die brennende Lunte (Zündschnur) wurde in eine Öffnung an der Waffe gesteckt, weit genug von der Pfanne entfernt. Danach mussten die Schießpulver und Munition (Projektil) manuell durch die Lauföffnung eingeführt werden. Das Ganze wurde mit dem Ladestock festgestopft. 

Die Grundphasen der Ladung der Arkebuse - bis zum Schuss Quelle: E. Pachta

Sobald die Arkebuse geladen war, öffnete der Soldat den Deckel der Pfanne und schüttete das Schießpulver ebenfalls hinein. Dann klappte er den Deckel wieder zu und steckte die brennende Lunte durch den Hahn des Schlosses, der gespannt werden musste. Dann blies er auf die Lunte, damit sie weiter brennt, und stellte die Waffe in eine horizontale Position. Auf den Feuerbefehl hin drückte er ab und löste einen Schuss aus. Ein Ozutsu war ein Handkanon, eine großkalibrige Arkebuse. Ein Ashigaru mit Ozutsu musste so zielen, dass das Projektil die hinteren Reihen des Feindes traf. Die Arkebusiere formten normalerweise drei Reihen, die erste feuerte, die zweite musste inzwischen nachladen und die nächste bereitete zum Schießen vor.

Zur Verteidigung verwendeten die Ashigaru auch Palisaden aus Holz und Bambus gegen Kavallerieangriffe. Die Ashigaru mit Arkebusen verwendeten große Schilde aus Holzlatten.

Die Ashigaru waren auch für die Bedienung von Kanonen zuständig sowie für Brand- und Sprengbomben (Horoku-Bomben), mit Schießpulver gefüllte Keramikbehälter, die durch eine Zündschnur ausgelöst wurden.

Die Rekrutierung der Ashigaru erfolgte je nach Clan auf unterschiedliche Weise, wobei die „Wehrpflicht“ für alle arbeitsfähigen Männer zwischen 15 und 70 Jahren galt.

Traditionelle und neue Waffen

Im 16. Jahrhundert tauchte unter den Samurai eine verkürzte Version des Katana-Schwerts, das Wakizashi, auf. Dank ihrer kürzeren Länge (30-50 cm) eignete sich die Waffe für den Kampf in Innenräumen, Städten und ähnlichen Orten. Die Wakizashi waren genial für die Fußsoldaten. Die Samurai trugen in der Regel beide Samurai-Schwerter, das lange Schwert und das kurze Schwert. Beide zusammen sind als Daishō bekannt.

Originale Katana- und Wakizashi-Schwerter - Längenunterschiede sind deutlich (Stadtmuseum Moravská Třebová; Tschechische Republik, Foto: Edgar Pachta)

Arkebusen waren typisch für die Sengoku-Zeit und wurden in drei Typen unterteilt: direkt von den Portugiesen importierte Arkebusen, in Japan hergestellte Arkebusen, die etwas kürzer Tanegashima, und großkalibrige „Handkanonen“ Ozutsu.

Die Naginata Hellebarden wurden immer weniger verwendet und allmählich durch den Yari Speer ersetzt, am häufigsten Mochi-Yari (Handspeer). Diese 2,5 m lange Waffe wurde von den Ashigaru als auch von den Samurai verwendet und konnte wie eine Hieb- oder eine Stichwaffe verwendet werden, wie die Hellebarde. Ein anderes Modell von Yari war der Nagae Yari (Langspeer), der 5 bis 6 Meter lang war. Ashigaru mit Nagae Yari kämpften wie Pikeniere in Europa. Sie wurden zum ersten Mal von den Ashigaru unter Nobunaga Oda eingesetzt - bei der Verteidigung gegen einen Angriff der Takeda-Kavallerie. Er wurde hauptsächlich in engen Formationen eingesetzt, im Gegensatz zum Mochi, der hauptsächlich im Einzelkampf verwendet wurde.

Mystische Kriegerin „Sakura Girl“ in fortgeschrittener Rüstung, bewaffnet mit Naginata-Hellebarde Quelle: E. Pachta

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