Die Geschichte der Kreuzzüge, Teil 3: Die erfolglosen Kampagnen von König Sigismund

Die Geschichte der Kreuzzüge, Teil 3: Die erfolglosen Kampagnen von König Sigismund
Im letzten Teil unserer Erzählung kehren wir ins Europa des 14. und 15. Jahrhunderts zurück, als Ritterheere unter der Flagge des Kreuzes gegen die Türken und die "Ketzer" zogen. An der Spitze mehrerer dieser Kampagnen stand der Sohn des Vaters des Vaterlandes, Sigismund von Luxemburg.

Sigismund, obwohl Zweitgeborener, erbte von Karl IV. viel mehr gute Eigenschaften als sein älterer Bruder Wenzel IV.  Davon zeugen seine Erfolge auf dem Gebiet der Diplomatie, von denen der größte der Verbleib der Kaiserkrone in den Händen der Luxemburger war.

Sigismund war ein fähiger Politiker und Diplomat und persönlich ein geselliger und umgänglicher Mensch. Eine seiner negativen Eigenschaften war jedoch seine Sprunghaftigkeit, die der zeitgenössischen hussitischen Propaganda sich zu Nutze machte.  Dank dieser Tatsache ist Sigismund von Luxemburg für die Mehrheit der tschechischen Bevölkerung immer noch ein "Rotfuchs", ein Verräter an Meister Hus, ein Usurpator des böhmischen Throns usw. Im Gegenteil: Aeneas Silvius Piccolomini, der den König persönlich kannte, spricht von den positiven Eigenschaften Sigismunds. Dieser humanistische Autor beschrieb auch die hussitische Bewegung in den tschechischen Landen - allerdings aus der Position des Oberhaupts der römischen Kirche, der er später wurde (ab 1458 als Pius II.). 

Sigismund von Luxemburg stand an der Spitze mehrerer Kreuzzüge. Zu seinem Pech hatte er auf den Schlachtfeldern wirklich kein Glück. Auf den Schlachtfeldern hatte er aber regelrechtes Pech.

Die Kriege mit den Türken

Etwa zur gleichen Zeit, als die Christen das Heilige Land verließen, wurde ein junger Krieger namens Osman zum Bey (Befehlshaber) der muslimischen Türkenstämme in Kleinasien. Er erwarb bald den Titel eines Emirs und begann eine militante Politik, die sich vor allem gegen das untergehende byzantinische Reich richtete. Seine Nachfolger, die osmanischen Türken, eroberten im 14. Jahrhundert große Teile des Balkans und begannen, die Grenzen des Königreichs Ungarn zu bedrohen.

Ritter aus 1340 mit einem Helm mit klappbarem Visier. (Manuskript über Lehnseid zwischen dem Stadt Prato und Robert von Anjou, König von Neapel). Quelle: К. А. Жуков, Д. С. Коровкин: Доспех раннего реннесанса, Санкт-Петербург 2005

Der Kreuzzug gegen die Osmanen im Jahr 1396 wurde von Sigismund von Luxemburg, damals König von Ungarn, initiiert. Der König wurde von seinen Untertanen aus Ungarn (und auch Slowakei, vielleicht auch Tschechien) begleitet. Der Großteil der Kreuzfahrer waren jedoch französische Ritter - die Blüte des europäischen Rittertums. Disziplinlosigkeit war aber eine der Schwächen der ritterlichen Heere - jeder Feudalherr betrachtete sich als Berufssoldat, versuchte sich von seinen Mitstreitern abzuheben, verabscheute Fußsoldaten und nahm nur widerwillig Befehle entgegen. Diese Schwächen haben sich in der Schlacht bei Nikopolis am 25. September 1396 als ziemlich schwerwiegend erwiesen. Die westlichen Kreuzfahrer ignorierten die Anweisungen Sigismunds und stürzten sich kopfüber in den Angriff. Sie waren durch türkische Pfeile und Säbel blutig niedergeschlagen, und der König selbst wurde nur durch sein schnelles Pferd vor einer schmachvollen Gefangennahme bewahrt.

Die Türken setzten ihre Operationen fort und wurden für die nächsten drei Jahrhunderte zu einer Bedrohung.

Mittelalterlicher muslimischer Räuber in Ketten- und Plattenpanzer. Quelle: E. Pachta

Gegen die Hussiten

Nach dem Tod des Königs Wenzel IV. von Böhmen (Jahr 1419) wollte Sigismund sein Erbe annehmen. Zu dieser Zeit war die Lage im Land jedoch sehr angespannt und unklar - und das führte zu einem bewaffneten Aufstand. Die Anhänger der neuen religiösen Bewegung, die Hussiten, wandten sich gegen die kirchliche und die weltliche Obrigkeit und griffen zu den Waffen.

Ihr bewaffnetes Auftreten löste insgesamt vier Kreuzzüge aus, von denen der erste 1420-1421 von Sigismund selbst angeführt wurde und seine Krönung zum König von Böhmen zur Folge hatte. In der Zwischenzeit (1411) wurde er König von Rom, und später (1433) Kaiser von Rom. Die anderen Kreuzzüge von 1421-22, 1427 und 1431 endeten allesamt in einem Fiasko, aber Sigismund führte diese nicht mehr an.

Kampfbereite Ritter. Die so genannten „Ritter des Kreuzes“.  Maciejow-Bibel, Frankreich, um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Quelle: E. Pachta

Die Hussitenkriege wurden durch die Schlacht bei Lipan im Jahr 1434 beendet, aber die Ideen von Jan Hus, dem Heerführer der Hussiten, lebten weiter und gingen weit über die Grenzen des böhmischen Landes hinaus. Die Nachfolger der hussitischen Heere wurden dann zu geschätzten Söldnern, die den Herrschern der Nachbarländer dienten (darunter Ungarn), wo sie halfen, osmanische Expansion aufzuhalten.

Ritter vs. Hussiten

Rekonstruktion einer Pavese aus dem 15. Jahrhundert mit einer Darstellung der Göttin der Gerechtigkeit

Die Kreuzritter beherrschten noch am Beginn des 15. Jahrhunderts das europäische Schlachtfeld, obwohl sie da schon mehrmals von Fußsoldaten aus Flandern, England und der Schweiz geschlagen wurden. Dann brach in Böhmen die Hussitenrevolution aus - die Ritter sammelten sich in Kreuzzügen, um sie zu unterdrücken. Aber sie waren nicht so erfolgreich wie erwartet... 

Ein Beispiel für einen Leinenmantel aus dem 14. Jahrhundert Die Eisenlatten waren ursprünglich mit Leder überzogen und wurden mit dekorativen Kupfernieten befestigt. Quelle: E. Pachta

Im 14. und frühen 15. Jahrhundert wurden die Ritterrüstungen weiter verbessert. Schwere Topfhelme, die die Sicht stark einschränkte, wurde durch eine leichtere Beckenhaube (Basinet) mit einem klappbaren Visier ersetzt. An die Kettenrüstung wurden zunehmend unterschiedliche Schutz-Komponenten angebracht, zum zusätzlichen Schutz der Gliedmaßen. Der Körper des Reiters wurde zusätzlich durch den so genannten Plattenmantel (Vorläufer der „Brigantine“) geschützt, und gegen die Hussiten trugen die Ritter bereits einen vollen Plattenpanzer.

Der Speer wurde auf 3,5-4 m verlängert, der Schild (Targe) wurde reduziert; die Bewaffnung wurde durch den Dolch, auch den Streitkolben oder die Axt ergänzt.

Streitkolben aus dem 15. Jahrhundert. Ursprünglich nur für den Kampf verwendet, später auch als militärisches Abzeichen für Befehlshaber

Auch das Schwert hat sich verändert: Die Klinge wurde länger und verengte sich zu einer scharfen Spitze. Das Griffstück wurde auch länger, damit der Soldat die Waffe auch mit der zweiten Hand halten konnte. Ein solches Schwert entsprach jedoch nicht den mittelalterlichen Bräuchen, denn wer das Schwert mit beiden Händen hielt, konnte gleichzeitich keinen Schild tragen. Und Schild war vielleicht die wichtigste Visitenkarte des Reiters. Vielleicht das ist auch der Grund, warum es lange gedauert gat, bis sich das „Anderthalbhänderschwert“ „Bastardschwert“ in der Ritterkultur durchgesetzt hat.

Anderthalbhänder Schwerter (Bastardschwerter)

Ab den 1520er Jahren stellten sich die hussitischen Heere gegen die klassischen Ritterheere. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Fußsoldaten, die nur selten teure Rüstungen trugen; die Seitenteile der Kriegswagen boten ausreichend Schutz. Die hussitische Besonderheit - die Wagenburg - hat ihren Ursprung in Südosteuropa. Žižka und andere hussitischen Kriegsherren brachten es zur Perfektion. 

Nachbildung eines hussitischen Streitwagens. Quelle: Wikipedia

Die Hussiten verwendeten Hellebarden, Flegel, modifizierte bäuerliche Werkzeuge (insbesondere Dreschflegel), oder Armbrüste und große Schilde oder Pavesen. Die hussitischen Befehlshaber verwendeten sehr gern die technische Neuheit der Zeit - die Feuerwaffen. Die Schüsse der primitiven Handfeuerwaffen durchbrachen manchmal die „Wege und Durchgänge“ in den Truppen der Feinde, aber vor allem erschreckten sie die Ritterpferde

Zu den hussitischen Truppen gehörte auch die Kavallerie, die hauptsächlich aus dem niederen Adel bestand. Sie war nicht sehr zahlreich und ihre Hauptaufgaben bestanden in der Aufklärung, dem Ausspähen oder der Verfolgung des besiegten Feindes.

Schon während der Hussitenkriege trugen die Ritter üblicherweise eine Ganzkörper-Rüstung.

Katharer = Ketzer

Im 11. Jahrhundert entstand im Südwesten Frankreichs eine religiöse Bewegung, die ihren Ursprung in den östlichen Lehren und bulgarischer Bogomilen (die von Gott Geliebten) hatte. Die Ideen des neuen Glaubens unterschieden sich stark vom katholischen Dogma und wurden im 12. Jahrhundert vom einfachen Volk und vom Adel akzeptiert.

Für diese „guten Christen“, wie sie sich selbst nannten, wurde der Name „Katharer“ angenommen, ein Wort, das aus dem Griechischen stammt und „rein“ bedeutet.

Die blühende religiöse Gemeinschaft war den kirchlichen Würdenträgern bald zum Dorn im Auge. In den Jahren 1208-1229 haben sie einen Kreuzzug gegen die Katharer ausgerufen. Die letzte Katharerburg fiel jedoch erst im Jahr 1255. Während dieses Kreuzzuges verübten die Kreuzfahrer Gräueltaten an der Zivilbevölkerung.

Aus dem Wort „Kathar“ ist später das Wort „Ketzer“ entstanden.

Empfohlene Produkte

Kommentare

  • Dieser Artikel wurde noch nicht kommentiert. Seien Sie der Erste, der einen Kommentar abgibt!
Kommentar schreiben
Komentář