Hellebarden - erfahren Sie mehr über die Geschichte dieser Schweizer Waffe

Hellebarden - erfahren Sie mehr über die Geschichte dieser Schweizer Waffe
Hellebarden gehören zu den Stangenwaffen und spielten eine wichtige Rolle in den Händen der Infanterie, die im 14. und 15. Jahrhundert die ritterliche Kavallerie besiegen konnte. Wir werden auch andere Stangenwaffen aus verschiedenen Teilen Europas vorstellen, die den Hellebarden ähnlich sind.

Am 15. November 1315 geschah etwas noch nie Dagewesenes. Die schwer gepanzerte Kavallerie von Erzherzog Leopold von Österreich und die Miliz der herzoglichen Städte erlitten bei Morgarten eine vernichtende Niederlage gegen Bauern aus den abgelegenen Alpentälern von Schwyz und anderswo. Die österreichische Armee, die bereit war, die rebellischen Hochländer zu bestrafen, zog in den Morgartenpass ein, wo sie auf ein Hindernis stieß, das den schmalen Weg zwischen dem Berghang und dem See blockierte. Das stolze Heer geriet in eine Falle - es konnte nicht vorwärtskommen, denn der wartende Feind schleuderte Felsbrocken von den Hängen herab, und von hinten drängten Horden der Infanterie heran.

Die gefangenen Ritter wurden von den Schweizern gestürmt, aus ihren Sätteln geworfen und auf den Boden niedergemetzelt. Die neue Waffe, die dabei die Fußsoldaten verwendeten, wurde Hellebarde (auch Helmbarte) genannt und wurde seitdem ein wesentlicher Bestandteil des Schweizer Waffenarsenals.

Schweizer Hellebarden

Die frühesten Typen von Hellebarden hatten ein einfaches, großes Blatt am Ende, das in eine scharfe, gehärtete Spitze überging, so dass sie der Voulge ähnelten. Die Wirksamkeit der Waffe wurde durch einen Eisenhaken, der senkrecht vom Klingenrücken ausging, noch erhöht. Der Schaft war aus Ahornholz gefertigt. Querschnitt der Schaft wurde später quadratisch gestaltet, um zu verhindern, dass sie sich in der Hand verdreht, und zusätzlich wurde ein Teil der Schaft mit Leder umwickelt, damit sie bequemer zu halten war. Der Haken wurde zunächst dazu benutzt, den Reiter hinter dem Plattenpanzer einzuhaken und ihn vom Pferd zu werfen. Mit einem kräftigen Ruck war der Ritter am Boden.

Die Handhabung der Hellebarde mit beiden Händen erforderte große Kraft und Geschicklichkeit. Die Schläge mit dieser Waffe, die als eine verlängerte Axt aussieht, waren furchtbar, da die Stärke des Schlags durch die Länge der Waffe stark erhöht wurde. Die Schweizer wurden zu den besten Soldaten Europas, die in der Lage waren, Armeen mit schwerer adliger Kavallerie zu besiegen. Ihr Kampfsystem wurde zur treibenden Kraft hinter der Revolution der modernen Kriegsführung. Einer der größten Erfolge der Schweizer Infanterie fand am 9. Juli 1386 bei Sempach statt. Der Chronist fasst sie mit den folgenden Worten zusammen: „Und so war der Kampf zu Ende, und die Schweizer nahmen das Schlachtfeld in Besitz und nahmen dort die prächtigen Rüstungen und Kleider und Juwelen, die sie bei den gefallenen Herren fanden ...“

Die Taktik der Schweizer war sehr einfach - sie ging davon aus, dass sich die Infanterietruppen in erster Linie selbst verteidigen mussten, wenn die Kavallerie angriff. Anfangs spielte das Gelände eine wichtige Rolle, aber im 15. Jahrhundert hatten die Schweizer so viel Geschick und Selbstvertrauen gewonnen, dass sie ihren Feinden praktisch überall entgegentreten konnten. Ihre großen quadratischen Gewalthaufen waren mit Hellebarden und langen Piken bewaffnet. in der Nähe befanden sich kleinere Formationen von Armbrustschützen (später Soldaten mit Feuerwaffen), die den Kampf eröffneten.

Schweizer Hellebarde, ca. 1390

Garde der weltlichen und kirchlichen Herren

Ab dem 15. Jahrhundert gehörte die Hellebarde zur Bewaffnung der Infanterie in allen europäischen Ländern. Sie wurde von Söldnern und der Hof Garde von England bis Ungarn, Polen und Litauen verwendet. Am interessantesten ist jedoch, dass die Hellebarde noch heute von der Päpstliche Schweizergarde getragen wird, wenn auch nur bei feierlichen Anlässen.

1505 beantragte Papst Julius II. ein Kontingent von 150 Söldner zum Schutz des Vatikans. Die Söldner wurden von Peter von Hertenstein geführt. Seither ist die Schweizer Infanterie mit dem Kirchenstaat verbunden geblieben. So wurde die Päpstliche Schweizergarde gegründet, angeführt von Kaspar von Silenen (Hertensteins Enkel) Er führte die Garde bis 1517 (Schlacht von Rimini), wo er getötet wurde.

In diesen Jahren fand die Plünderung Roms statt: Am 6. Mai 1527 stürmte ein Heer von 10 000 deutschen Landsknechte lutherischen Glaubens, die den Papst abgrundtief hassten, das schlecht vorbereitete Rom. Dabei starben 147 Mann der Schweizergarde, auch der Kommandant Kaspar Röist, als sie den Papst Clemens VII. beim Rückzug in die Engelsburg verteidigten. ...... Die Schweizergarde wurde 20 Jahre später von Papst Paul III. wiederhergestellt und spielte eine Rolle in der Schlacht von Lepanto (7. Oktober 1571).

Heute zählt die Schweizergarde nur noch 110 Mann.

Die Uniform der Päpstlichen Schweizergarde, 19. Jahrhundert. Quelle: Wikipedia

Flämische Miliz

Am 11. Juli 1302 hatte die Infanterie den Rittern bei Courtrai (heute in Belgien) einen schweren Schlag versetzt. Um sieben Uhr morgens galoppierten die französischen Ritter (als Vortruppe) auf das Schlachtfeld und blieben im Schlamm stecken. Das war die ideale Gelegenheit für die feindlichen Bogenschützen. Sie griffen an. Graf Robert gab den Angriffsbefehl auch für die Hauptstreitmacht, um die Vortruppe zu retten. Aber auch die Hauptstreitmacht konnte das sumpfige Gelände nicht überwinden. Die Flamen, bewaffnet mit Stangenwaffen, töteten ein Pferd nach dem anderen.

Graf von Artois wurde in der Schlacht ebenfalls getötet. Die flämischen Bürgermilizen verfolgten die fliehenden Ritter und töteten viele von ihnen (der sogenannte Bloed-Meersch - „Blutiger Marsch“). Die Flamen sammelten anschließend auf dem Schlachtfeld mehr als 500 Rittersporen als Trophäen ein, die sie dann öffentlich aufgehängt haben. Deswegen ist die Schlacht auch als „Sporenschlacht“ bekannt.

Die Schlacht ist bekannt besonders für den erfolgreichen Einsatz von bürgerlichen Fußtruppen gegen Ritter. Die Fußsoldaten trugen eine leichte Rüstung und einen Wappenrock mit dem Wappen ihrer Heimatstadt. Neben dem Schwert oder dem Dolch benutzten sie eine Waffe mit dem humorvoll-morbiden Namen „goedendag“ oder „guter Tag“. Diese furchterregende Waffe, die in enger Formation eingesetzt wurde, um französische Ritter niederzuschlagen, bestand aus einer etwa 1,5 Meter langen Holzstange und einem spitzen eisernen Dorn, der die Rüstung eines Ritters durchschlagen konnte. Ein solches Werkzeug kombinierte die Eigenschaften von Lanze und Kolben,  und war besonders effektiv bei Infanterie-Formationen, die sich aus Lanzenträgern und Bogenschützen zusammensetzte.

Goedendag, 13. - 14. Jahrhundert.

Waffen der Infanteriesöldner und städtischen Armen

Viele Arten von Stangenwaffen haben ihren Ursprung in Italien und Südfrankreich. Südfranzösischen Söldner, die so genannten Ribauds, die während des Hundertjährigen Krieges mit dem Heer marschierten, benutzten gerne eine Waffe namens Guisarme, die ursprünglich ein bäuerliches Werkzeug war. Die Guisarme besteht aus einer langen oder breiten Sensenklinge, und weitere spitze Klinge auf dem Klingenrücken. Bei anderen Ausführungen war noch eine kleinere Stoßklinge and der Spitze des Blattes angebracht.

Weitere Arten von Stangenwaffen kamen aus Italien. Zum Beispiel eine Pike namens „stocco“, oder auch Lance Point Speer. Glefe (falcione) war eine Waffe mit langem, spitzovalem Blatt, und einem Dorn auf dem Blattrücken. Es entwickelten sich mehrere Versionen von Glefen, die von Palastwachen oder Leibgarden verwendet wurden.

Die Tatsache, dass Italien in der Vergangenheit in eine Reihe von Staaten und Kleinstaaten zersplittert war, führte zur Aufteilung der Waffen nach Regionen. Die corsesca, oder Runkaeisen, war eine Stangenwaffe mit einer schwerklingenartigen Spitze und zwei seitlichen, kleineren Klingen. Sie wurde meist von Korsen verwendet. Im bergigen Savoyen wurde die forca verwendet, eine Stangenwaffe mit einem Doppelhaken ausgestattet, der nicht nur zum Kämpfen, sondern auch für klettern verwendet werden konnte.

Voulge, 14. - 15. Jahrhundert.

Eine Waffe aus Schottland

Die Gallowglass waren eine Klasse von Elite-Söldner und Krieger im Schottland und Irland (13.- 16. Jahrhundert).Zu ihrer charakteristischen Bewaffnung gehörte ein langes Zweihandschwert, und vor allem eine „Axt“ mit einem 1,8 m langen Stiel. Die Äxte waren auch mit einem Haken ausgestattet, der gegen Ritter oder zum Klettern sehr nützlich war. Die schottischen Krieger nannten es Lochaber-Axt, die irischen Krieger Sparth.


Schweizer Hellebardier aus dem späten 15. Jahrhundert. Original-Aquarell: Edgar Pachta

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