Säbel und Degen in den Napoleonischen Kriegen

Säbel und Degen in den Napoleonischen Kriegen
Es ist schon über 200 Jahre her... Trotzdem faszinieren die napoleonischen Kriege heute noch so viele Menschen. Uns es ist auch kein Wunder. Die sogenannten „Koalitionskriege“ zwischen Frankreich und seinen europäischen Machtrivalen dauerten von 1792 bis 1815. Das historische Ereignis hat im Bewusstsein der Menschen starke Spuren hinterlassen. Schauen wir also die Geschichte und die damals verwendete Waffen genauer an!

Die napoleonischen Kriege brachten mit sich zahlreiche Innovationen und Neuerungen in den Bereichen Taktik, Organisation und Ausbildung der Truppen. Es ist aber erstaunlich, dass Bewaffnung und Ausrüstung nahezu unverändert blieben. In den Schlachten von Austerlitz (1805) oder Chlumec und Prestanov (1813) haben die Soldaten im Wesentlichen dieselben Waffen benutzt wie viel früher in den Zeiten von Maria Theresia. Von den Stich- und Hiebwaffen war der Säbel die häufigste Waffe in den Händen der Soldaten. Die Offiziere trugen Offiziersdegen.

Gefährliche Kavallerie-Waffe

Die Kavallerie waren mit einer Feuerwaffe (Karabiner), mit zwei Pistolen und einem Säbel bewaffnet. Der Säbel ist eine leichte Hieb- und Stichwaffe und kam aus dem Osten. Es war die Waffe von Husaren (aus Ungarn), Ulanen (mit Lanzen bewaffnete Gattung der Kavallerie), russische Kosaken und anderen Formen der leichten Kavallerie.

Die Ausbildungsvorschriften für die Kavallerie ab dem 17. Jahrhundert sprachen zunächst von den Vorteilen des Reiters gegenüber dem Fußsoldaten: Er sollte nicht nur das Schießen mit der Pistole beherrschen, sondern auch die Haltung im Sattel beim Ziehen des Säbels, dessen Kontrolle, die richtige und feste Haltung, und Angriff, denn „... der Hieb von oben ist viel stärker und geht tiefer als der Hieb ausgeführt sitzend im Sattel“.

Beim Kampf gegen Kavallerie sollte der Soldat - der Körper leicht nach vorne gebeugt, auf Kommando zunächst den Arm gerade nach vorne strecken, sodass sich die Faust mit dem Daumen nach unten vor dem Mund befindet. Der Säbel sollte in einer geraden Linie mit der Hand sein und auf die Brust des Gegners gerichtet sein.

Dragoner der kaiserlichen Garde von 1810-1814, im Park des Staatsschlosses Austerlitz (Acaballado Gesellschaft). Der Dragoner trägt einen langen Säbel, speziell für diese Einheit vorgeschrieben. Foto: Acaballado.cz 

Säbel im Kampf

Der Umgang mit dem Säbel erforderte eine gründliche Ausbildung. In Polen zum Beispiel übten die Rekruten den Schwertkampf zunächst mit Holzstöcken, den sogenannten Streitkolben. Erst dann trainierten sie für echte Kampfsituationen: Beim Galoppieren vom Pferd aus benutzten sie den Säbel, um freiliegende Papierobjekte (z. B. Türkenköpfe aus Pappmaché) zu zerschlagen, eine Mütze mit der Säbelspitze vom Boden zu heben usw.

Eine historische Lithografie, die einen Offizier der ungarischen Adelsmiliz (Husaren) darstellt, aus den Jahren 1800-1809. Mit einem österreichischen Husarensäbel. Bild: Archiv des Autors 

Säbel in luxuriösen Ausführungen waren noch lange nach der napoleonischen Zeit eine Dienstwaffe von Offizieren einiger Infanteriezweige (z. B. österreichische Grenadiere, tschechisches Freiwilligenkorps), der preußischen leichten Kavallerie (sog. Löwenkopfsäbel) usw.

Säbel oder Palasch?

Diese Frage stellt sich unter anderem, wenn man polnische Militärbefehle aus dem 18. Jahrhundert studiert, in denen an der Stelle, an der man einen Säbel erwarten würde, ein Palasch erwähnt wird. Beide Waffen haben den gleichen Ursprung, auch wenn es Unterschiede zwischen ihnen gibt. Einfach ausgedrückt: Während der Säbel eine einschneidige, gebogene Klinge hat, hat der Palasch eine gerade, meist massivere Klinge. Sein Name leitet sich wahrscheinlich vom türkischen pala („gerades Schwert“) ab. Sie diente hauptsächlich als Waffe der gepanzerten schweren Kavallerie - der Kürassiere. 

In der französischen Terminologie wird der Kürassierpallash (Modell AN XI) jedoch als „Säbel“ bezeichnet (Sabre de cuirassier)... 

Zum Lebensstil des Adels gehörten Duelle. Während einige Duelle nur ein „Spiel“ waren, andere waren sehr ernst gemeint. Hier sind zwei Beispiele aus polnischen Memoiren der Kavaliere:

"... er schlug mich so hart, dass der Säbel in meiner Hand klapperte; wir griffen einander etwa zehnmal an - keinem von uns ist etwas passiert."

"... Ich hatte keine andere Wahl, als mit ihm hart zu kämpfen, er bekam einen starken Schlag in den Schädel und in die Hand, dass er mit den Augen rollte und um Gnade bettelte..."

Diese Auszüge zeugen von dem Kampfgeist, der unter den Säbelschwingern herrschte. Die Armeevorschriften und die Kriegsherren des 18. und 19. Jahrhunderts verfolgten einen anderen Ansatz in Bezug auf das Duellieren. Während einige (z. B. Kaiser Napoleon) sie mit Nachsicht behandelten, wurden sie von anderen bestraft. 

Ein Offizier der österreichischen Kürassiere (Regiment Nr. 1 von Kaiser Franz) um 1805, mit einem Kürassierpallash M 1798 (Dreikaiserschlacht 1805-2019; Dorf Tvarožná). Foto: Edgar Pachta

Auf dem Rücken der Pferde

Nicht nur rein europäische Reiter waren mit Säbeln bewaffnet, sondern auch Angehörige einiger exotischer Einheiten der Garde Napoleons. Die berühmtesten von ihnen waren die Mamluken, die eine lebendige Erinnerung an Bonapartes Feldzug in Ägypten 1798-1801 darstellten. Die orientalischen Reiter auf robusten Araberpferden waren auch bei der Dreikaiserschlacht von Austerlitz berühmt. Mamluken benutzten orientalische Säbel oder Schamschirs. Außerdem trugen sie einen Krummdolch, Jambiya oder Handjar genannt.

Unter dem Einfluss der damaligen „Ägyptomanie“ und der Kämpfe mit den Türken verbreitete sich die orientalische Mode bald in die europäischen Armeen, sodass wir vielerorts Mamluken-Stil Säbel finden. Ein schönes Beispiel für diese modischen Einflüsse ist der britische Generalssäbel M-1831.

Sammlerminiatur in Form eines Mamluk-Offiziers, kaiserliche Garde Napoleons. Orientalische Reiter erregten mit ihren extravaganten Kostümen Bewunderung und mit ihrer Wildheit Furcht. Foto: Archiv des Autors 

Gegen napoleonische Truppen

Die berühmte Sonne von Austerlitz schien vor 200 Jahren auf dem Schlachtfeld, wo Kaiser Napoleon I seinen größten Triumph erzielte. Das Glück blieb mit ihm auch in den folgenden Jahren, und die scharfen Säbel seiner Kavallerie hat dabei auch eine Rolle gespielt. Napoleon war Artillerist von Beruf, aber über Kavallerie erklärte er folgendes: „Die Kavallerie ist nützlich vor der Schlacht, in der Schlacht und auch nach der Schlacht". Und in der Tat... denn seine Kavallerie gehörte zu den besten in Europa. Hochwertige Säbel in den Händen gut ausgebildeter und motivierter Kavalleristen spielten sicherlich eine Rolle.

Die unersättliche Eroberungslust Napoleons hat der Kaiser und seine Grande Armée in die endlose Steppe Russlands getrieben, wo sie ein trauriges Ende fand. Und gleich war Deutschland dran.

Bereits zu Beginn des Jahres 1813 erschienen russische Kosaken in Preußen und Pommern. Etwa zur gleichen Zeit bildeten sich im gesamten Gebiet des heutigen Deutschlands Widerstandsgruppen, und Ludwig von Lützow wurde zum Führer der Freikorps, deren Großteil schwarze Uniformen trug, und einen Säbel mit einer neuartigen Griffbügelform (Blüchersäbel) als Waffe verwendete.

Namensgeber dieser Waffe ist der preußische Generalfeldmarschall Gebhard L. von Blücher. Seine Soldaten gaben ihm den Beinamen „Marschal Vorvärts“, weil der alte Husar trieb in der Endphase der Napoleonischen Kriege seine Soldaten stetig gegen den Feind an.

Parallel zu den Kämpfen im östlichen Teil Europas gab es eine „zweite Front“ auf der Iberischen Halbinsel. Seit 1808 hatten britische, spanische und portugiesische Truppen in dem schwierigen bergigen Gelände harte Kämpfe gegen die französischen Besatzungstruppen ausgefochten. Britische leichte Dragoner und Husaren waren auch hier wichtig. Ihre Hauptwaffe war der britische Kavalleriesäbel M-1796 - eine beeindruckende Waffe in den Händen eines trainierten Soldaten.

Offizier des österreichischen Hulan-Regiments Nr. 1 (Darsteller: Vlasta Dostalik) auf dem Schlachtfeld von Austerlitz. Die Hulaner in den österreichischen und preußischen Armeen waren zu dieser Zeit meist Polen. Foto: Archiv des Autors 

Reiter aus der russischen Steppe

Kosaken und Steppenreiter in ihren malerischen Kostümen machten auf ihre Zeitgenossen einen sehr exotischen Eindruck. Einige Kosaken trugen Säbel aus Birmingham, England, andere trugen die „Schaschka“, einen Säbel kaukasischen Ursprungs. Seine leicht gebogene Klinge war für die Kampfweise der Kosaken geeignet – die Kosaken hatten beim Angriff die Säbel auf Hüfthöhe.

Russischer Kosak der Uralarmee (Zdeněk Pachta) aus den Napoleonischen Kriegen. (Schlacht der drei Kaiser, Dorf Tvarožná, 2019). Foto: Edgar Pachta 

Seitenwaffe der Grenadiere

Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lag der Schwerpunkt auf der Ausbildung von Infanteristen im Umgang mit dem Säbel (neben Muskete und Lanze). Und noch im folgenden Jahrhundert blieb der Säbel zusammen mit dem Bajonett im Gehänge der Soldaten. Im Laufe der Zeit wurde jedoch mehr und mehr auf die Feuerkraft der Infanterie geachtet, und der Säbel wurde eher zu einem dekorativen Element der Unteroffiziere oder Elite-Grenadiere.

Infanterie-Grenadiere der Napoleonischen Garde, ca. 1805. Beachten Sie die Platzierung des Brikettsäbels zusammen mit dem Bajonett am Gürtel der Soldaten in ihren typisch blauen Uniformen. (Tenkrát ve Slavkově 1805–2019, Dorf Sokolnice – Schloss, Tschechien). Foto: Edgar Pachta

An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wurde der kurze Säbel noch von den Infanterieeinheiten Preußens und Russlands getragen. Die Trommler, Grenadiere oder Artilleristen der napoleonischen Armee übernahmen den Säbel M AN XI (d. h. das im 11. Jahr des Revolutionskalenders ab 1793 eingeführte Muster), der als briquet ("leicht") bekannt wurde, ein Brikettsäbel. Diese beliebte Waffe war noch lange nach den Napoleonischen Kriegen im Einsatz, nicht nur in der französischen Armee, sondern auch in anderen Ländern, darunter Österreich, wo sie zum Beispiel von der Marine in der Adria verwendet wurde.

Die Waffe der Adligen und Offiziere

Das Schwert ist seit jeher ein Symbol der Adlige, und seit der frühen Neuzeit - unter italienischem und später französischem Einfluss - wurde es zunehmend durch seine leichtere Version, den Degen, ersetzt. Die Adlige brachten den Degen nicht nur in den Krieg, sondern auch zu allen möglichen „zivilen“ Anlässen, z. B. Hoffesten, und sie dienten beim Reisen als Verteidigung.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich - zunächst in Frankreich - der Degen des Adligen zum luxuriösen Rokoko-Kleindegen.

Nach der „französischen Fechtschule“ wurde auch der Umgang mit dem Degen gelehrt. Obwohl das Fechten bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine sportliche Dimension angenommen hatte, behielt es in vielen Ländern, z.B. in England, seinen kriegerischen Charakter.

Darstellung des Fechtens mit einem Schwert (B) gegen einen Säbel. Kolorierter Kupferstich nach Gemälden von J. G. Delino für ein Fechtlehrbuch von Domenico Angelo, ca. 1760. Bild: Archiv des Autors

Ironischerweise wurden diese Waffen in Frankreich schon bald nach Ausbruch der Revolution (1789) angefeindet, da sie als eines der Symbole des „alten Regimes“ galten. Daher lehnten die Offiziere der neuen republikanischen Armee den „aristokratischen“ Degen ab und ersetzten ihn durch den Säbel (siehe oben).

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