Die Geschichte des europäischen Schwertes, Teil 2.

Die Geschichte des europäischen Schwertes, Teil 2.
Während des Mittelalters wurde das Schwert zur typischen Waffe und zum Symbol des feudalen Ritters. Mit dem Auftreten der Infanterie im späten Mittelalter änderten sich Form und Verwendung des Schwertes ein wenig, aber die Bedeutung dieser Waffe nahm keineswegs ab.

Rittertum und Schwerter

Ein mittelalterlicher Adliger wurde üblicherweise in seiner Kindheit von zu Hause weggeschickt, um am Hof eines großen Mannes als Page zu leben. Es dauerte noch viele Jahre, bis er ein Schildknappe und schließlich ein edler Ritter werden konnte.

Um einen Schildknappen zum Ritter zu ernennen, wurde eine Zeremonie namens Ritterschlag durchgeführt. Zunächst erhielt der Knappe einen symbolischen Schlag auf die Wange oder einen Schlag auf den Hals. Dies war das letzte Mal, dass ein Ritter jemals einen Schlag erhalten sollte. Im Laufe der Zeit wurde die Zeremonie komplexer, und eine Berührung mit dem Schwert auf die Schultern ersetzte den schmerzhaften Schlag. Der Ritter erhielt außerdem einen Schwertgurt. Die Zeremonie fand während wichtiger religiöser Feste statt, häufiger jedoch vor oder nach einer Schlacht. Die Zeremonie bedeutete die Aufnahme in den Ritterstand.

Das Schwert eines Ritters war viel mehr als nur eine Waffe - es war ein Symbol des Rittertums. Bei der Ritterschlag-Zeremonie erhielt der Ritter ein neues Schwert zusammen mit einer Scheide und einem Gürtel, die er nie wieder weglegen sollte.

Ritter in Turnierrüstungen aus dem 14. Jahrhundert. (Theater- und Stunt-Unternehmen Štvanci)

Schwert als Instrument des Strafrechts

Seit der Zeit Karls des Großen war das Schwert in der westlichen Justiz als Instrument und Symbol der Gerechtigkeit verbreitet. In Sachsen blieb diese Praxis bis ins 13. Jahrhundert erhalten.

Römisches Schwert, 11. - 12. Jahrhundert.

Wenn zwei Adligen ihren Streit mit dem Schwert klären wollten, fand ein Duell im Morgengrauen statt. Beide Duellanten trugen eine Rüstung, ein Schwert in der rechten und den Schild in der linken Hand. Wenn der herausforderte Mann nicht erschien, ohne Angabe von Gründen, wurde er für schuldig erklärt. Der Herausforderer gewann dann den Zweikampf indem er dreimal ins Leere schlug.

In Deutschland diente das Schwert auch als Hinrichtungswaffe. In Böhmen hingegen wurde die Bestrafung durch Enthauptung mit dem Schwert erst im 10. Jahrhundert durchgeführt. Trotzdem wurde das Schwert häufig als Mittel für politische Morde und Massaker eingesetzt.

Tempelritter mit Schwert, 12. - 13. Jahrhundert. (Gilde Terra de Selinan)

Eine Hieb- und Stichwaffe

In manchen Regionen Europas wurde das Schwert sehr lange nur als Hiebwaffe verwendet - zum Beispiel im Böhmen bis zum 14. Jahrhundert. Es gibt historische Berichte und Gemälde über zerhackte Menschen, deren Gliedmaßen abgetrennt wurden.

Das Schwert wird am Griff gehalten, der aus einem Knauf, einem Griffstück und eine Parierstange besteht, der die Hand schützt. Während des gesamten Mittelalters hielt der Ritter den Griff seines Schwertes mit der vollen Faust.  Schläge waren eher direkt und wurden mit voller Kraft ausgeführt. Das Schwert wurde nicht herumgeschwungen, sondern wurde es damit direkt geschlagen. Der Griff und die Kampftechnik blieben im Wesentlichen gleich, auch wenn sich die Form des Knaufs und der Parierstange änderte. 

Bastardschwert aus dem 14. Jahrhundert.

Im 14. Jahrhundert hat sich das Schwert verändert Zu dieser Zeit wurde die Klinge des Schwertes schmaler und länger (bis zu 100 cm oder mehr) und die Spitze war wichtig, denn sie in die Fugen zwischen den Panzerplatten stechen konnte. Die Kettenrüstung wurde durch einen Plattenpanzer ersetzt.

Etwa zur gleichen Zeit erschien ein neuer, immer gefährlicher Gegner der Ritter auf den Schlachtfeldern - die Infanterie. Zunächst unterschätzt, die Fußsoldaten überraschten die Ritter, indem sie die bisher geltenden Kampfregeln völlig ignorierten. Sie überfielen feudale Reiter in engen Felsschluchten, nutzten Feuchtgebiete und Wasserwege zu ihrem Vorteil. Gegen einen Ritter verwendeten Fußsoldaten Hellebarden - verlängerte Äxte, die gegen Pferde besonders effektiv waren. Auf dem Boden wurden die Ritter schnell tot.

Anders als der Reiter hatte der Fußsoldat beide Hände frei, so dass er sowohl den Griff der Hellebarde als auch den des Schwertes halten konnte. Ritter kämpften oft zu Fuß. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts verbreitete sich daher eine Art Schwert mit verlängertem Griff, das auch mit der linken Hand gehalten und geführt werden konnte. So entwickelten sich die anderthalbhänder Schwerter, die lange Zeit als Bastard-Schwerter bekannt waren. Es waren Vorläufer der für die Renaissance typischen Zweihänder .

 

Entsprechend dem Buch von Ludiše Letošníková Zbraně, šerm a mečíři („Waffen, Schwertkampf und Schwertkämpfer“) (Prag 1983).

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